Fließtext oder Wortliste? – Prozesse und Effekte des Repeated Reading in Abhängigkeit des Lesematerials

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortragswissenschaftlicher Vortrag
Name der VortragendenEhlert, M., Beck, J., Förster, N., & Souvignier, E.
Datum des Vortrags19.09.2023
VortragsspracheDeutsch

Informationen zur Veranstaltung

Name der Veranstaltung19. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie
Ort der VeranstaltungKiel

Zusammenfassung

Die am häufigsten empfohlene Fördermethode für leseschwächere Kinder ist das Repeated Reading (Therrien, 2004). Das wiederholte Lesen desselben Texts führt zu einer unmittelbaren Erhöhung der Anzahl an richtig gelesenen Wörtern und zu positivem Affekt während des Lesens (Stevens et al., 2017). Dies wiederum verbessert mittelfristig die Leseflüssigkeit und erhöht die Lesemotivation (NICHD, 2000). Es ist jedoch unklar, (a) inwiefern die verwendeten Lesematerialien (Fließtext vs. Wortliste) die Effektivität der Methode beeinflussen, und (b) ob die Eignung des Materials wiederum von den Lesefähigkeiten der Schüler*innen abhängt. Einerseits könnte ein Fließtext durch die Einbettung in einen Kontext den Lesefluss für lesestärkere Kinder erleichtern (Therrien & Kubina, 2007). Anderseits könnten isolierte Wörter die automatische Worterkennung verbessern, indem sich leseschwache Kinder zunächst auf kleinere Bausteine konzentrieren können (Levy et al., 1997). In dieser Studie werden daher folgende Forschungsfragen adressiert: 1. Zeigen sich nach einer Repeated-Reading-Intervention mit Fließtexten (EG1), mit Wortlisten (EG2) und einer untrainierten Kontrollgruppe (KG) Unterschiede in der Leseleistung und der Lesemotivation? 2. Zeigen sich während der Repeated-Reading-Intervention Unterschiede im Niveau und der Entwicklung a) der (richtig) gelesenen Wörter und b) des Affekts in Abhängigkeit des Materials? 3. Werden die Effekte des Lesematerials auf die Leseleistung und die Lesemotivation durch die anfängliche Leseleistung moderiert? Ende März 2023 wurde ein Prätest mit N=345 Grundschüler*innen der zweiten bis vierten Klassenstufe durchgeführt. Anschließend wurden die Kinder einer Kontrollgruppe oder einer Repeated-Reading-Intervention mit Fließtext oder mit Wortliste zugewiesen. Beide Repeated-Reading-Interventionen umfassen 20 Sitzungen à zehn Minuten und werden von geschulten Hilfskräften mit einer Kleingruppe von etwa acht Schüler*innen durchgeführt. Die Fließtexte und die Wortlisten basieren auf denselben Wörtern. Für jede der 20 Sitzungen werden die Anzahl der (richtig) gelesenen Wörter für das erste und das zweite Lesen sowie der Affekt der Schüler*innen pro Sitzung dokumentiert. Im Juni 2023 wird ein Posttest durchgeführt. Die Effekte werden sowohl im Prä- als auch im Posttest über standardisierte Lesetests (SLS 2-9; Wimmer & Mayringer, 2014; ELFE II-Wort; Lenhard et al., 2018) sowie über etablierte Skalen zur Lesemotivation (McElvany et al., 2008) erfasst. Zur Beantwortung der Fragestellungen werden jeweils für die Leseleistung und die Lesemotivation Wachstumsmodelle gerechnet. Die Ergebnisse werden Hinweise auf die Relevanz des Lesematerials für unterschiedlich leistungsstarke Kinder geben.
StichwörterLesekompetenz; Leseflüssigkeit; Leseverständnis; Intervention; Implementation

Vortragende der Universität Münster

Beck, Jan Ulrich
Professur für Lernpsychologische Voraussetzungen für Erziehung und Unterricht (Prof. Dutke)
Ehlert, Mareike
Professur für Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext (Prof. Souvignier)
Förster, Natalie
Professur für Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext (Prof. Souvignier)
Souvignier, Elmar
Professur für Diagnostik und Evaluation im schulischen Kontext (Prof. Souvignier)