Stärkung der sozialen Partizipation durch eine Interventionsmaßnahme auf Gruppenebene – Ergebnisse aus dem DFG-Projekt Soziale Partizipation durch Kohäsion (SoPaKo), (accepted, conference cancelled)

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortragswissenschaftlicher Vortrag
Name der VortragendenSchürer, S.; Michalke, S.; van Ophuysen, S.
Datum des Vortrags26.03.2020
VortragsspracheDeutsch
URL zu den Präsentationsfolienhttps://www.conftool.pro/gebf2020/index.php?page=browseSessions&path=adminSessions&print=export&ismobile=false&form_session=99

Informationen zur Veranstaltung

Name der Veranstaltung8. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF)
Zeitraum der Veranstaltung25.03.2020 - 27.03.2020
Ort der VeranstaltungPotsdam
Webseite der Veranstaltunghttps://gebf2020.de/

Zusammenfassung

Theoretischer Hintergrund Soziale Partizipation von Kindern mit Beeinträchtigungen ist ein zentrales Ziel inklusiver Beschulung. Gelungene Partizipation liegt vor, wenn alle Kinder gut in schulische Lern- und Arbeitsprozesse eingebunden sind sowie wechselseitig positive Beziehungen mit ihren Klassenkamerad*innen erleben. Die empirische Forschung zeigt jedoch, dass die gemeinsame Beschulung allein nicht ausreicht, um soziale Partizipation aller Kinder zu gewährleisten. Insbesondere Kinder mit schwachen Schulleistungen und solche mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten gehören zu einer Risikogruppe (z.B. Huber, 2008, Krull, Wilbert & Hennemann, 2014), wobei in aktuellen Studien äußerst selten eine Differenzierung zwischen den verschiedenen Förderschwerpunkten vorgenommen wird. Zur Stärkung der sozialen Partizipation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) wurden verschiedene Trainings entwickelt. Diese streben häufig den Ausbau der sozialen Kompetenzen der Kinder mit SPF an oder sie versuchen, als unterstützungsbasierte Interventionen deren soziale Ressourcen zur Bewältigung fachlicher und sozialer Probleme zu steigern (Garrote, Sermier Dessemontet & Moser Opitz, 2017). Insgesamt rücken diese Interventionen stets das förderbedürftige Kind in den Fokus und nehmen damit das Risiko seiner Stigmatisierung in Kauf. Die Interventionsmaßnahme SoPaKo (Soziale Partizipation durch Kohäsion) legt ihren Fokus hingegen auf die Schulklasse als Ganzes und vermeidet damit individuelle Stigmatisierungen: Durch die gezielte Stärkung der Kohäsion der Schulklasse – so die Idee der Intervention – soll auch die individuelle soziale Partizipation gefördert werden, und zwar insbesondere derjenigen Kinder mit Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten (Schürer, 2019). Dabei wird die soziale Einbindung in unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Situationen (task vs. social) getrennt voneinander betrachtet. Fragestellung Im Rahmen des Vortrags werden hinsichtlich der sozialen Partizipation in unterrichtlichen bzw. außerunterrichtlichen Situationen folgende Fragestellungen thematisiert: (1) Zeigt sich ein Zusammenhang von sozialer Partizipation und Lernleistung bzw. dem Grad der Verhaltensauffälligkeit? (2) Gelingt es durch die Intervention, die soziale Partizipation zu verbessern? (3) Profitieren insbesondere Kinder mit Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten von der Intervention? Methode Im Rahmen des DFG-Projekts „SoPaKo“ nahmen rund 545 Schüler*innen aus 25 Grundschulklassen der Klassenstufen zwei und drei an der 14-wöchigen, in den regulären Schulalltag integrierten Intervention zur Stärkung von Kohäsion und Partizipation teil. Die Intervention fand im ersten Halbjahr des Schuljahres 2017/18 statt. Weitere 530 Kinder aus 21 Schulklassen bildeten die Wartekontrollgruppe. Unmittelbar vor und nach der Intervention wurden alle Schüler*innen mit standardisierten psycho- und soziometrischen Fragebögen befragt. Auf Basis der Daten wurden verschiedene Indikatoren der sozialen Partizipation gebildet (z.B. Selbstwahrnehmung, Akzeptanz, reziproke Beziehungen, vgl. Koster, Nakken, Pijl & van Houten, 2009). Weiterhin wurden Daten zur mathematischen Kompetenz (DEMAT1+, 2+, Krajewski, Liehm & Schneider, 2002; Krajewski, Küspert & Schneider, 2002) und Lehrkraftangaben zu verhaltensbezogenen Stärken und Schwächen (SDQ, Goodman, 1997) für jedes Kind erfasst. Die Daten werden unter Berücksichtigung der Mehrebenenstruktur regressionsanalytisch ausgewertet. Vorhergesagt wird die soziale Partizipation zum zweiten Messzeitpunkt durch Individualmerkmale (insbesondere Leistung und Verhalten) unter Kontrolle von Geschlecht, Migrationshintergrund und der sozialen Partizipation zum ersten Messzeitpunkt sowie auf der Gruppenebene durch die Zugehörigkeit zur Experimental- bzw. Kontrollgruppe. Cross-Level-Interaktionseffekte zwischen der Gruppenzugehörigkeit und der Leistung bzw. dem Verhalten werden getestet. Ergebnisse Die Qualität der sozialen Partizipation hängt erwartungskonform negativ mit Leistungsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten zusammen. Für die Intervention zeigt sich eine indifferente Befundlage bezüglich der sozialen Partizipation. So variieren die Interventionseffekte a) je nach Art der Operationalisierung der sozialen Partizipation sowie b) je nachdem, ob unterrichtliche oder außerunterrichtliche Situationen betrachtet werden. Positive Effekte zeigen sich lediglich für den außerunterrichtlichen Kontext für die Anzahl der erhaltenen Wahlen sowie die reziproken Beziehungen. Besondere Vorteile für Kinder mit Unterstützungsbedarf ergeben sich nicht. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund des bisherigen Forschungsstandes sowie der Ziele des SoPaKo-Projektes diskutiert.
StichwörterSoziale Partizipation; Inklusion; Grundschule; Kohäsion; Multilevel

Vortragende der Universität Münster

Marticke, Sophie
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)
Schürer, Sina
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)
van Ophuysen, Stefanie
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)