Zur Wirkung einer Nutzwertintervention auf das Interesse von Studierenden der Erziehungswissenschaft an Forschungsmethoden

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortragswissenschaftlicher Vortrag
Name der VortragendenSchäfer, Laura Christina; van Ophuysen, Stefanie
Datum des Vortrags02.03.2023
VortragsspracheDeutsch

Informationen zur Veranstaltung

Name der VeranstaltungBildung zwischen Unsicherheit und Evidenz - 10. Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF)
Zeitraum der Veranstaltung28.02.2023 - 02.03.2023
Ort der VeranstaltungEssen
Veranstaltet vonUniversität Duisburg-Essen

Zusammenfassung

Die forschungsmethodische Ausbildung von Studierenden stellt einen zentralen Bestandteil des Hochschulstudiums dar. Die zukünftigen Absolvent*innen sollen die Fähigkeit zum kritischen Denken sowie zum systematischen Problemlösen erlangen, um somit den komplexen Anforderungen des Arbeitsmarktes im 21. Jahrhundert zu genügen (Brew & Mantai, 2017). Trotz der hohen Relevanz, die den Forschungsmethoden inner- aber auch außerhalb der Wissenschaft zugesprochen wird, sind Interesse und Leistung von Studierenden vornehmlich geistes- und sozialwissenschaftlicher Studiengänge – so des Studiengangs der Erziehungswissenschaft – diesbezüglich eher gering ausgeprägt (Slootmaeckers et al., 2014). Mangelndes Interesse von Lernenden führt zu einer Verringerung der Lerneffektivität, was wiederum zu geringeren oder gar nicht genügenden Leistungen führt und im schlimmsten Fall der Ausschluss vom Hochschulstudium resultiert (Khavenson & Orel, 2014). Es ist also notwendig Studierende dazu zu motivieren sich engagiert mit Forschungsmethoden auseinanderzusetzen und ihre diesbezüglichen Kenntnisse auszubauen. Nicht nur um ihre Lerneffektivität und Leistung zu steigern oder ihnen den erfolgreichen Abschluss ihres Hochschulstudiums zu ermöglichen, sondern auch, um ihre Berufsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten. Doch wie kann das Interesse und die Leistung der Studierenden gesteigert werden? Befunden der Motivationsforschung zufolge kann das Hervorheben des persönlichen Nutzens von Lerninhalten das Interesse und die Leistung von Lernenden steigern (z.B. Hulleman et al., 2010). Bei genauerer Betrachtung der Effekte dieser sogenannten „Nutzwertinterventionen“ zeigen sich jedoch uneindeutige Wirkungsunterschiede in Abhängigkeit der Fähigkeitsüberzeugungen der Studienteilnehmenden. So konnten unter anderem Canning und Harackiewicz (2015) zwar positive Effekte für Lernende mit hohem Vertrauen in die eigene Leistung feststellen, für Lernende mit geringem Vertrauen blieben diese Effekte jedoch aus. Dazu konträre Effekte fanden Hulleman et al. (2010): Die Betonung des Nutzens erwies sich als deutlich effektiver für Personen mit niedrigen Leistungserwartungen, im Vergleich mit Personen mit hohen Leistungserwartungen. Auf Grundlage der bisherigen Erkenntnisse untersucht dieser Beitrag die Wirkung einer Nutzwertintervention auf das Interesse in Abhängigkeit der Leistungserwartungen. Die Nutzwertintervention wurde im Rahmen einer experimentellen Studie mit N = 34 Studierenden der Erziehungswissenschaft einer Universität mit dem Ziel der Steigerung des Interesses im Bereich der Forschungsmethoden durchgeführt. Die Teilnehmenden der Experimentalgruppe wurden über die Selbstgeneration des Nutzwerts dazu angeregt, die Relevanz von Forschungsmethoden für ihre persönliche oder berufliche Zukunft zu erkennen. Mittels Varianzanalysen wurde überprüft, inwiefern der wahrgenommene Nutzen unter Berücksichtigung der Leistungserwartungen die Entwicklung des Nutzwerts sowie des Interesses beeinflusst. Insgesamt können die Befunde den positiven Effekt der Nutzwertintervention auf den wahrgenommenen Nutzen und das Interesse nicht bestätigen. Über beide Gruppen hinweg ist ein generelles Absinken des wahrgenommenen Nutzens und des Interesses über die Zeit festzustellen. Bezüglich der Leistungserwartungen zeigt sich jedoch ein signifikanter Interaktionseffekt für die Leistungserwartung, die Gruppe und den Messzeitpunkt des Interesses (F(1,30) = 5.991, p = .02, η² = .166). Während die Nutzwertintervention bei Studierenden mit geringen Leistungserwartungen einem Abfall des Interesses entgegenwirkt, wird das Absinken des Interesses bei Studierenden mit hohen Leistungserwartungen sogar unterstützt. Im Unterschied dazu zeigt sich in der Kontrollgruppe keine Veränderung des Interesses bei den Studierenden mit hohen, hingegen eine Abnahme des Interesses bei Studierenden mit geringen Leistungserwartungen. Die Befunde werden in den bisherigen Erkenntnisstand eingeordnet und mit Blick auf den Nutzen von Nutzwertinterventionen in diesem spezifischen akademischen Kontext diskutiert.
StichwörterHochschule; Studienmotivation; Wertüberzeugung; Intervention

Vortragende der Universität Münster

Schäfer, Laura Christina
Institut für Erziehungswissenschaft (IfE)
van Ophuysen, Stefanie
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)