Kohäsion in Schulklassen – Eine Frage der Operationalisierung? Zusammenhangsanalysen auf Gruppen- und Dyadenebene

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortragswissenschaftlicher Vortrag
Name der VortragendenMichalke, S.; van Ophuysen, S.
Datum des Vortrags17.09.2019
VortragsspracheDeutsch
URL zu den Präsentationsfolienhttps://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/ew/aktuelles/hp_somi.pdf

Informationen zur Veranstaltung

Name der Veranstaltung10. Tagung der Sektion Empirische Bildungsforschung in der DGfE (AEPF/KBBB)
Zeitraum der Veranstaltung16.09.2019 - 18.09.2019
Ort der VeranstaltungMünster
Webseite der Veranstaltunghttps://www.uni-muenster.de/EW/forschung/kongresse_tagungen/sebf/

Zusammenfassung

Soziale Partizipation ist ein erklärtes Ziel der schulischen Inklusion. Allerdings reicht die gemeinsame Beschulung nicht aus, um dieses Ziel zu erfüllen. Der Wechsel der Betrachtungsebene - weg vom Individuum, hin zur Gruppe - erscheint vielversprechend, um herauszufinden, in welchen Klassengemeinschaften die Integration aller Kinder gut gelingt (Huber & Wilbert, 2012). Eine partizipationsförderliche Eigenschaft von Gruppen ist ihre Kohäsion (Schürer, 2019) - worunter Carron, Brawley und Widmeyer (1998) „the tendency for a group to stick together and remain united in the pursuit of its instrumental objectives and/or the satisfaction of member affective needs" verstehen. Kohäsion wird oft durch Maße der Sozialen Netzwerkanalyse erfasst - wobei in der Regel Informationen über direkte Beziehungen als Nominationen erfasst und auf Gruppenebene aggregiert werden (z.B. Dichte). Vernachlässigt werden hingegen indirekte Beziehungen, die Auskunft über Stabilität/Fragilität von Dyaden geben. Ein Indikator dafür ist die Point Connectivity, die pro Schüler-Dyade angibt, wie viele Schülerinnen oder Schüler aus einem Netzwerk entfernt werden müssen, damit zwischen den Dyadenpartnern weder direkte noch indirekte Beziehungen mehr bestehen. Gemittelt auf Klassenebene erscheint die Point Connectivity ein aussagekräftiges Kohäsionsmaß.Doch in welchem Zusammenhang stehen Maße, die auf direkten Nominationen einerseits und der Point Connectivity andererseits basieren? Liefert die Point Connectivity im Vergleich zur direkten Nomination zusätzliche Informationen hinsichtlich der Kohäsion einer Klasse?In einer Stichprobe mit N=45 Grundschulklassen wurden Informationen über Spielnetzwerke mittels Nominationsverfahren erhoben. Jedes Kind nominierte dazu seine bevorzugten Spielpartner („Mit wem spielst du am häufigsten?"). Auf Basis dieser Daten wurden pro Dyade zwei Kennwerte bestimmt: die direkte Nomination (0=A ist nicht Spielpartner von B, 1=A ist Spielpartner von B) und die Point Connectivity (niedriger Wert=fragile Dyade; hoher Wert=stabile Dyade). Darüber hinaus wurden die Daten klassenweise zur Dichte bzw. mittleren Point Connectivity aggregiert. Der Zusammenhang zwischen den beiden Maßen wurde auf Dyadenebene mittels QAP-Korrelationen, auf Klassenebene mittels Rangkorrelation überprüft. Auf Dyadenebene ergibt sich über alle Klassen hinweg ein mittlerer positiver Zusammenhang (MeanrQAP=.567) bei relativ geringen Unterschieden in der Stärke des Zusammenhangs zwischen den Klassen (MinrQAP=.378; MaxrQAP=.745; SDrQAP=0,09). Die Korrelation der aggregierten Klassen-Kennwerte fällt mit r=.867 deutlich höher aus.Die Ergebnisse auf Dyadenebene legen nahe, dass mit den Nominationen und der Point Connectivity durchaus unterschiedliche Aspekte der Netzwerkstruktur gemessen werden. Diese Differenzierung lässt sich bei der aggregierten Betrachtung auf Klassenebene nicht nachweisen. Die differenziellen Befunde auf Dyaden- und Gruppenebene werden mit Blick auf die Konstrukte von Partizipation und Kohäsion und deren theoretischer Ausdifferenzierung diskutiert.
StichwörterSoziale Netzwerkanalyse; Kohäsion; QAP Correlation; SoPaKo

Vortragende der Universität Münster

Marticke, Sophie
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)
van Ophuysen, Stefanie
Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung (Prof. van Ophuysen)