Die Bewertung mündlicher Mitarbeit

Krüll, Carolin; Gruehn, Sabine;

Poster | Peer reviewed

Zusammenfassung

Obwohl mündliche Leistungen sowohl im Unterrichtsgeschehen als auch in der Zusammensetzung der Zeugnisnoten einen großen Anteil haben, wird das Thema mündlichen Leistungen in der Literatur sehr vernachlässigt (Kirk, 2004, S. 27). Dabei werden in vielen Bundesländern neben den schriftlichen und praktischen Leistungen die mündlichen Leistungen zwar als eigenständige Kategorie aufgeführt, jedoch werden unter diesem Begriff von den Lehrer*innen offensichtlich eher all die Leistungen bewertet, die nicht zu den Klausuren und Klassenarbeiten zählen (vgl. ebd, S. 8). Kirk vermutet dabei, dass das tatsächlich Mündliche kaum Einfluss in die Zeugnisnoten findet (vgl. ebd.), da es sehr schwierig ist, für mündliche Leistungen einheitliche und objektivierte Kriterien und Maßstäbe zu definieren (vgl. Klein 2009, S. 35; Jung 2013, S. 86). Der Stellenwert mündlicher Leistungen für die zusammenfassende Zensurengebung verlang aber eine „ernsthafte Auseinandersetzung mit den Praktiken mündlicher Leistungserfassung und Zensurengebung“ (vgl. Klein 2009, S. 35). Bei Betrachtung der Bildungsstandards und der Schulgesetze der einzelnen Bundesländer wird zwar erkennbar, dass die mündliche Mitarbeit einen wesentlichen Teil der Zeugnisnote ausmachen soll, es lassen sich aber kaum Vorgaben zur Bewertung mündlicher Mitarbeit finden. Auch die empirische Forschungslage zum Thema mündliche Leistungen ist desiderat. Die wenigen existierenden Studien beschäftigen sich vornehmlich mit der Frage nach Faktoren, welche mündliche Mitarbeit beeinflussen oder mit mündlichen Prüfungen in der Oberstufe. Lediglich Sabine Kirk (2004) und Rainer Krieger (2003) befassen sich mit der Frage nach der Bewertung mündlicher Mitarbeit im Schulalltag. Da Kirk jedoch keine wissenschaftlichen Standards zugrunde legt und sich die Vorgaben zur Leistungsbewertung seit Kriegers Studie aus den Jahren 1996-1989 teilweise deutlich verändert haben, ist es fraglich, ob die Ergebnisse dieser Befragungen auch die derzeitige Bewertungspraxis widerspiegeln. Fragestellungen, denen in diesem Forschungsprojekt nachgegangen werden soll lauten damit: Welche Arten der Leistungserbringung zählen die Lehrer*innen zur mündlichen Mitarbeit? Wie groß ist der Anteil der mündlichen Mitarbeit an der Zeugnisnote? Wie oft und wie regelmäßig bewerten Lehrer*innen mündliche Mitarbeit? Dieses wird exemplarisch für die Sekundarstufe I an nordrhein-westfälischen Gymnasien untersucht. Hierzu wurden zunächst die verbindlichen Vorgaben zur Leistungsbewertung auf Bundeslandebene mit Hilfe einer Dokumentenanalyse untersucht und Kriterien zur Erfassung und Beschreibung mündlicher Mitarbeit extrahiert. Mit Hilfe dieser Kriterien wurde ein Leitfaden für Experteninterviews entwickelt, welcher in Interviews mit Fachvorsitzenden der Fächer Mathematik und Deutsch eingesetzt wurde. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, soll aus den Ergebnissen dieser explorativen Vorstudien ein standardisierter Fragebogen für eine Lehrer*innenbefragung entwickelt werden. Die Ergebnisse der Interviews lassen beispielsweise vermuten, dass Lehrer*innen zum großen Teil auch schriftliche Leistungen in die Note der mündlichen Mitarbeit einfließen lassen, sowie der Anteil der mündlichen Mitarbeit an der Zeugnisnote nicht nur bei verschiedenen Lehrer*innen sehr unterschiedlich ausfällt, sondern auch zwischen den Schüler*innen einer Klasse von einer Lehrkraft individuell bestimmt wird. Weitere Ergebnisse dieser Befragung werden in dem Poster präsentiert und künftige Untersuchungsvorhaben diskutiert. Keywords (und Zuordnung zu Themencluster; vgl. Eingabemaske Conftool) Literaturverzeichnis Jung, Johannes (2013): Schülerleistungen erkennen, messen, bewerten. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. Kirk, Sabine (2004): Beurteilung mündlicher Leistungen. Pädagogische, psychologische, didaktische und schulrechtliche Aspekte der mündlichen Leistungsbeurteilung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Klein, Helmut (2009): Transparente Leistungsbewertung und Zensurengebung in der Sekundarstufe I. umfassend - paxisorientiert - fair. Hohengehren: Schneider Verlag. Krieger, R. (2003): Das sogenannte Mündliche: eine Befragung von Beurteilten und Beurteilern zur Praxis und Problematik der Bewertung mündlicher Leistungen. In: Bildung und Erziehung 56 (1), S. 75–92.

Details zur Publikation

StatusVeröffentlicht
Veröffentlichungsjahr2019 (17.09.2023)
Sprache, in der die Publikation verfasst istDeutsch
KonferenzAEPF (Arbeitsgruppe empirische pädagogische Forschung), Münster, Deutschland
Stichwörtermündliche Mitarbeit; mündliche Leistungen; Leistungsbewertung; Leistungsbeurteilung; sonstige Mitarbeit; sonstige Leistungen;

Autor*innen der Universität Münster

Gruehn, Sabine
Professur für Schultheorie/Schulforschung (Prof. Gruehn)
Krüll, Carolin
Professur für Schultheorie/Schulforschung (Prof. Gruehn)