Die höfische und hofnahe Repräsentationskultur in europäischen Residenzstädten bietet gerade um 1700 ein sehr ergiebiges Themenfeld für eine Untersuchung der Frage, inwieweit „Vermittlungs-, Aushandlungs- und Symbolisierungsprozesse zwischen den Feldern Religion und Politik“ in „medialen Figurationen“ dargestellt und konstruiert werden (Forschungsfeld B). Das liegt schon in den politischen und religiösen Rahmenbedingungen begründet: Auf der einen Seite standen unterschiedliche religiöse Konstellationen, die sich nicht in einer Polarität von „katholisch“ versus „protestantisch“ erschöpfen, sondern auch konfessionelle Gegensätze zwischen Landesherrn und Bevölkerungsmehrheit umfassen konnten. Auf der anderen Seite etablierte sich das internationale System als Gefüge souveräner Staaten, in dem „alte“ Monarchien mit Territorien, deren Herren nach königlicher Würde strebten, um Macht und Prestige konkurrierten. Dies begünstigte eine grundsätzliche Annäherung der Standards in der Repräsentationskultur, wobei vor allem das päpstliche Rom und das Frankreich Ludwigs XIV. als Leitmodelle dienten. In dieser für die Formierung der Residenzstädte höchst bedeutsamen Phase erreichte der Ehrgeiz, den stadtöffentlichen Raum durch religiöse und politische Zeichen neu zu besetzen, einen neuen Höhepunkt. Hier eröffnet sich ein Spannungsfeld, in dem den medialen Figurationen der Bau- und Bildkünste „bei der Definition, Durchsetzung und Problematisierung von Diskursordnungen“ im fluiden Grenzbereich von Religion und Politik eine zentrale Rolle zuwuchs. Der den Stadtraum dominierende – überkuppelte – Sakralbau und das den öffentlichen Platz prägende Monument zählen dabei zu den wichtigsten Medien zeitgenössischer Repräsentationskultur.
Krems, Eva-Bettina | Professur für Kunstgeschichte (Prof. Krems) |
Krems, Eva-Bettina | Professur für Kunstgeschichte (Prof. Krems) |
Friedt, Daniel | Professur für Kunstgeschichte (Prof. Krems) |
Niebaum, Jens | Institut für Kunstgeschichte |