Die Rolle automatischer Assoziationen und Verzerrungsfehlern im Urteilsprozess

Beck, J., & Utesch, T.

Poster | Peer reviewed

Abstract

Informelle Urteile über die Leistung von Schüler*innen von Lehrpersonen basieren auf einer Reihe verschiedener Merkmale der Beurteilten (sog. Cues). Optimale Urteile würden ausschließlich auf validen Cues basieren. Die Nutzung nicht-valider Cues muss dafür minimiert werden. Ziel dieses Beitrages ist die Untersuchung des Zusammenhangs von automatischen Assoziationen mit der Nutzung korrespondierender nicht-valider Cues bei informellen Leistungsbeurteilungen. Insgesamt 90 Grundschullehrkräfte (MAlter = 38.3) nahmen an der Studie teil und absolvierten je drei Implizite Assoziationstests (IAT; Dimensionen: Hautfarbe, Geschlecht, Inklusion). Zusätzlich fällten sie die leistungsbezogene Urteile von 60 Grundschüler*innen (6-7 Jahre) in etwa 30-sekündigen Videos. Die Nutzung valider und nicht-valider Merkmale im Urteilsprozess wurde anhand des Linsenmodells (Brunswik, 1956) operationalisiert. Korrelationen zwischen dem IAT D-Score und Merkmals-Gewichten ergaben für Hautfarbe r = .28 (p = .013), für Geschlecht r = -.07 (p = .549) und für Inklusion r = -.13 (p = .24). Die Ergebnisse zeigen, dass automatische Assoziationen nicht unmittelbar mit entsprechenden Verzerrungsfehlern in informellen Leistungsbeurteilungen einhergehen. Im Beitrag wird der Einfluss von Personen- und Umweltfaktoren im heuristischen Urteilsprozess diskutiert.

Details about the publication

StatusPublished
Release year2022
Language in which the publication is writtenGerman
ConferenceNeunte Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung, Bamberg, Germany
Keywordsimplizite Einstellung, Linsenmodell, Urteilsverzerrung

Authors from the University of Münster

Beck, Jan Ulrich
Institute of Educational Sciences (IfE)
Utesch, Till Onno Friedrich
Junior professorship of educational science with the focus on school pedagogics: pedagogical diagnostics and potential development (Prof. Utesch)