Lektüre in Zeiten von Pest und Corona: das Beispiel des Decameron

Doering, Pia; Wagner-Egelhaaf, Martina

Research article (journal) | Peer reviewed

Abstract

Giovanni Boccaccios Decameron gehört zu den Klassikern der Seuchenliteratur und wurde in der zurückliegenden Corona-Pandemie wieder zur gefragten Lektüre. Die Pestepidemie, die den Ausgangspunkt und Erzählanlass des Decameron bildet, bietet Boccaccio die Möglichkeit, auf den unterschiedlichen Ebenen seiner Novellensammlung ein Plädoyer für die Literatur zu entfalten. Dabei akzentuiert er zum einen die Vorzüge der Literatur gegenüber den gelehrten Diskursen der Theologie und Philosophie. Zum anderen hebt er den Trost hervor, den Lektüre spenden kann, wenn dem Menschen andere Formen geselliger Unterhaltung etwa aufgrund einer Seuche verwehrt sind. Dass weltliche Literatur zu Erbauung und moralischer Unterweisung geeignet ist, setzt eine verantwortungsvolle Rezeption voraus, für die die Erzählergemeinschaft des Decameron als Modell fungiert. Als Corona die Möglichkei- ten des sozialen Miteinanders einschränkte, griffen die Menschen wieder zum Decameron, das zudem zum Anlass neuer Leseprojekte wurde.

Details about the publication

JournalLiteratur für Leser:innen (lfl)
Volume23
Issue1
Page range9-23
StatusPublished
Release year2024
Language in which the publication is writtenGerman
DOI10.3726/lfl.2023.01.02
Link to the full texthttps://blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/literatur-fuer-leser-innen/files/2024/06/LFL012023_Gesamt.pdf
Keywords Decameron, Boccaccio, Pest, Epidemie, Lesen

Authors from the University of Münster

Doering, Pia Claudia
Cluster of Excellence "Religion and Politics"
Wagner-Egelhaaf, Martina
Cluster of Excellence "Religion and Politics"