Doering, Pia; Wagner-Egelhaaf, Martina
Forschungsartikel (Zeitschrift) | Peer reviewedGiovanni Boccaccios Decameron gehört zu den Klassikern der Seuchenliteratur und wurde in der zurückliegenden Corona-Pandemie wieder zur gefragten Lektüre. Die Pestepidemie, die den Ausgangspunkt und Erzählanlass des Decameron bildet, bietet Boccaccio die Möglichkeit, auf den unterschiedlichen Ebenen seiner Novellensammlung ein Plädoyer für die Literatur zu entfalten. Dabei akzentuiert er zum einen die Vorzüge der Literatur gegenüber den gelehrten Diskursen der Theologie und Philosophie. Zum anderen hebt er den Trost hervor, den Lektüre spenden kann, wenn dem Menschen andere Formen geselliger Unterhaltung etwa aufgrund einer Seuche verwehrt sind. Dass weltliche Literatur zu Erbauung und moralischer Unterweisung geeignet ist, setzt eine verantwortungsvolle Rezeption voraus, für die die Erzählergemeinschaft des Decameron als Modell fungiert. Als Corona die Möglichkei- ten des sozialen Miteinanders einschränkte, griffen die Menschen wieder zum Decameron, das zudem zum Anlass neuer Leseprojekte wurde.
Doering, Pia Claudia | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
Wagner-Egelhaaf, Martina | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |