Alltagsumbrüche und Medienhandeln. Eine qualitative Panelstudie zum Wandel der häuslichen Mediennutzung im Kontext von Transitionsprozessen
Basic data of the doctoral examination procedure
Doctoral examination procedure finished at: Doctoral examination procedure at University of Münster
Period of time: 01/10/2013 - 21/11/2019
Status: completed
Candidate: Niemand, Stephan
Doctoral subject: Kommunikationswissenschaft
Doctoral degree: Dr. phil.
Awarded by: Department 06 - Education and Social Studies
Supervisors: Röser, Jutta; Scholl, Armin
Description
Inwiefern verändern Alltagsumbrüche die häusliche Mediennutzung? Dieser Fragestellung widmet sich Stephan Niemand in seinem Dissertationsprojekt. Ursprung dieses Erkenntnisinteresses war die Feststellung im Rahmen der qualitativen Panelstudie "Das mediatisierte Zuhause", dass sich die Mediennutzung bei den erwachsenen Paaren im Sample trotz Aneignung neuer Technologien prinzipiell nur schleichend und schrittweise veränderte. Eine hohe Dynamik zeigte sich aber immer dann, wenn es in ihrem Leben zu einschneidenden Veränderungen wie einer Trennung, Elternschaft oder einem Umzug kam. Die Dynamik ihres Medienhandelns war also eng verknüpft mit Umbrüchen in ihrem Alltag und ließ sich auf Veränderungen in ihrem lebensweltlichen Kontext zurückführen. Die Fragestellung entwickelte sich also aus dem Material und wird nun im Rahmen der Dissertation vertiefend untersucht.
Der Zusammenhang zwischen Alltag und Medienhandeln wird dabei mit Hilfe des Mediatisierungs- und Domestizerungsansatzes, dem Transitionenkonzept sowie dem Konzept der alltäglichen Lebensführung theoretisiert und auf Grundlage der Daten der Panelstudie "Das mediatisierte Zuhause" vertiefend analysiert. In der übergeordneten von der DFG-geförderten Studie wurde der Domestizierungsprozess, der mit der Anschaffung des Internets für zuhause begann, mit verschiedenen Schwerpunkten untersucht. Dazu wurde ein nach soziodemografischen Kriterien quotiertes Sample von Paar-Haushalten zu drei Zeitpunkten (2008, 2011 und 2013) besucht. Im Zentrum jeder Analysephase standen Haushaltsstudien in Form qualitativer, ethnografisch-orientierter Interviews. Besonderheiten des Projekts sind das Längsschnittdesign, der Fokus auf Paare, die Berücksichtigung des gesamten Medienrepertoires sowie die alltagsorientierte Analyse des Medienhandelns.
Erste allgemein Befunde des Dissertationsprojekts lassen sich wie folgt zusammenfassen: Als Ereignisse mit besonders umfassenden Folgen, auch für das Medienhandeln, erwiesen sich die Trennung des Paares, der Tod eines Partners sowie die Geburt eines Kindes. Aber auch kleinere Einschnitte durch Umzüge oder berufliche Veränderungen zeitigten vielfältige und teils überraschende Folgen, die das Medienhandeln betrafen. Allgemein lässt sich festhalten, dass diese Zäsuren vielschichtige Auswirkungen auf das häusliche Medienhandeln haben: Wir konnten Veränderungen bei den Nutzungszeitpunkten und der Nutzungsintensität, den Nutzungsorten, den sozialen Kontexten, den Inhalten, dem emotionalen Rezeptionserleben, dem Nutzungsmotiv sowie der Medienausstattung feststellen.
Die Gründe für die Dynamik im Medienhandeln der Paare sind dabei vielschichtig. Nach einer Trennung kann beispielsweise eine emotionale Krise, der Wegfall der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung oder das nicht mehr notwendige Synchronisieren der Medieninteressen das Medienhandeln dynamisieren. Nach einem Umzug kann die Dynamik u.a. in der gestiegenen ökonomischen Belastung oder der veränderten technischen Infrastruktur begründet liegen. Und nach dem Rentenbeginn lassen sich Veränderungen der Mediennutzung zum Beispiel auf erhöhte Zeitressourcen oder eine fehlende Notwendigkeit, das Internet für berufliche Zwecke zu nutzen, zurückführen.
Promovend*in an der Universität Münster
Niemand, Stephan | Professur für Kommunikationswissenschaft, Schwerpunkt: Mediensoziologie (Prof. Röser) |
Supervision at the University of Münster
Röser, Jutta | Professur für Kommunikationswissenschaft, Schwerpunkt: Mediensoziologie (Prof. Röser) |
Scholl, Armin | apl. Professur für Kommunikationswissenschaft (Prof. Scholl) |
Preisverleihungen erhalten für Promotion