Schulpädagogik als „Entwicklungswissenschaft“. Selbstinszenierungen einer erziehungswissenschaftlichen Subdisziplin
Grunddaten zum Vortrag
Art des Vortrags: wissenschaftlicher Vortrag
Name der Vortragenden: Rothland, M.
Datum des Vortrags: 20.09.2023
Vortragssprache: Deutsch
Informationen zur Veranstaltung
Name der Veranstaltung: Keynote im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung der Kommissionen Professionsforschung und Lehrer:innenbildung sowie Schulforschung und Didaktik der DGfE "Entwicklung als Erwartung"
Zeitraum der Veranstaltung: 20.09.2023 - 22.09.2023
Ort der Veranstaltung: Universität Bremen
Zusammenfassung
Rückblickend wird die Entwicklung der Schulpädagogik als Geschichte des engagierten Nachdenkens über die Lösung all der Probleme beschrieben, die aus der schulischen Praxis hervorgehen. Auf der Basis der in der Erziehungswissenschaft kontinuierlich geführten Diskussion über Gestalt, Aufgaben, Ansprüche und Leistungen der Schulpädagogik im Sinne einer auf Dauer gestellten (Selbst-)Vergewisserung wird im Vortrag zunächst gezeigt, dass auch in ihrem neueren Selbstverständnis die Herausforderungen der Schul- und Unterrichtspraxis als Anlass schulpädagogischer Forschung begriffen werden. Schulpädagogik nehme Schule, Unterricht, Lehrer:innen und Schüler:innen nicht neutral als Forschungsgegenstände in den Blick, sondern mit dem Auftrag zur Gestaltung, Entwicklung, Optimierung und zur Anleitung der Praxis. Die Erwartung, für die Schulpraxis nützlich zu sein, erscheint bis heute konstitutiv für die Schulpädagogik. Sie ist jedoch – wie ebenfalls auszuführen ist – nicht allein ihr zu eigen, sondern der Lehr-Lern-Forschung mit ihrer Hoffnung auf die Identifikation eindeutiger Kausalbeziehungen sowie technologischer Verwertbarkeit ebenfalls nicht fremd, während Entwicklung als Erwartung in der Schulpädagogik bspw. im Rahmen rekonstruktiver Unterrichtsforschung unter Betonung von Kontingenz und der Differenz von Lehren und Lernen mit Skepsis begegnet wird. Vor dem skizzierten Hintergrund steht die Diskussion der insgesamt dominant erscheinenden Konzeption der Schulpädagogik als einer „Entwicklungswissenschaft“ von der Praxis für die Praxis, die als breit geteilte Argumentationslinie bis in die Gegenwart im schulpädagogischen Selbstvergewisserungsdiskurs identifiziert werden kann, im Zentrum des Vortrags. Zu fragen ist zuallererst, welche Konsequenzen aus diesem Selbstverständnis für das als notwendig erachtete Anliegen erwachsen, Eigenständigkeit und Identität im Sinne kognitiver Spezifität in der Gesamtheit der Disziplinen zu erlangen, die sich mit Schule und Unterricht befassen, und sich gegenüber Nicht-Wissenschaft abzugrenzen – wenn Schulpädagogik eine Subdisziplin im Wissenschaftssystem sein soll.
Stichwörter: Selbstinszenierungen einer erziehungswissenschaftlichen Subdisziplin
Vortragende der Universität Münster
Rothland, Martin | Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Allgemeine Didaktik und Unterrichtsforschung (Prof. Rothland) |