Berufsorientierung in den Gesundheitsberufen aus regionaler Perspektive
Grunddaten zum Vortrag
Art des Vortrags: praxisorientierter Vortrag
Name der Vortragenden: Driesel-Lange, Katja; Kruse, Annika
Datum des Vortrags: 13.03.2017
Vortragssprache: Deutsch
Informationen zur Veranstaltung
Name der Veranstaltung: Hochschultage Berufliche Bildung 2017
Fachtagung Gesundheit
Zeitraum der Veranstaltung: 13.03.2017 - 15.03.2017
Ort der Veranstaltung: Universität zu Köln
Zusammenfassung
Die pädagogische Begleitung von Berufswahlprozessen im Jugendalter ist im Hinblick auf die Unterstützung individueller Entwicklungsverläufe eine herausfordernde Aufgabe für Akteurinnen und Akteure im Übergang Schule - Beruf. Heranwachsende einer Altersgruppe, die zumeist Adressatinnen und Adressaten landesweit standardisierter Berufsorientierungsprogramme sind, unterscheiden sich in Bezug auf ihren berufsbezogenen Entwicklungsstand und ihre berufsbezogenen Aspirationen. Vor diesem Hintergrund werden Fragen zur Gestaltung von individuellen Unterstützungsmöglichkeiten im Berufswahlprozess bedeutsam, wenn möglichst große Effekte pädagogischer Interventionen erzielt werden sollen. Dabei können, auch im Rahmen standardisierter Elemente, unterschiedliche Aspekte als Zieldimension berufsorientierender Angebote gelten, wie beispielsweise die Förderung motivationaler Haltungen oder die Klärung persönlicher Interessen und Fähigkeiten. Weiterhin sind im Kontext individueller Berufsorientierung auch Aktivitäten, die Wissen über spezifische berufliche Domänen bereitstellen oder eine Auseinandersetzung mit den eigenen Berufswahlmotiven in diesen Domänen begünstigen, salient. Derzeit liegen vor allem Konzepte zu domänenspezifischer Berufsorientierung im MINT-Bereich vor. Gesundheits- und Pflegeberufe sind im Vergleich dazu in der Berufsorientierung wenig sichtbar. Dabei spricht nicht nur eine individuumszentrierte Perspektive auf berufsorientierende Angebote für eine domänenspezifische Ausrichtung, sondern auch Argumente, die eher im arbeitsmarkt- und ausbildungsbezogenen Kontext von individueller Berufswahl zu verorten sind. Zum einen ist in diesem Feld ein wachsender Fachkräftemangel zu konstatieren (vgl. Zöller 2014). Zum anderen handelt es sich um eine sehr dynamische Domäne, in der durch die derzeit stattfinden Veränderungsprozesse, z.B. die zunehmende Akademisierung, berufliche Perspektiven für eine erweiterte Zielgruppe entstehen (vgl. Deutscher Bundestag 2016). Die Bemühungen um eine domänenspezifische Berufsorientierung sollten sich jedoch nicht allein auf eine fachliche Auseinandersetzung hinsichtlich der antizipierten Anforderungen, Tätigkeiten und Perspektiven beschränken, sondern im Sinne moderner berufswahltheoretischer Ansätze auch die Lebenswelten junger Menschen in den Blick nehmen. Diese Lebenswelten entwickeln sich immer vor dem Hintergrund regionaler Strukturen, Gegebenheiten und Anforderungen, die Berufswahlprozesse Heranwachsender ebenso bestimmen wie individuelle Interessen und Motive an zukünftigem beruflichen Wirken. Konzepte domänenspezifischer Berufsorientierung als Teil der Entwicklung regionaler Bildungslandschaften zu verstehen, trägt sowohl den individuellen Bedürfnissen im Zuge der beruflichen und lebenslangen Entwicklung Rechnung als auch dem Gedanken an die partizipative und verantwortungsbewusste Entwicklung des regionalen Lebensumfeldes. Diese Perspektive ist zudem anschlussfähig an Konzeptionen zu regionalen Berufsbildungsnetzwerken, die seit zwei Jahrzehnten im Zuge der Etablierung der „Lernenden Regionen" dazu beitragen, berufliches und berufsorientierendes Lernen als lebenslanges Lernen jenseits von Bildungssektoren zu verstehen. Mit Blick auf die Zielgruppe künftiger Berufswählerinnen und Berufswähler geben Befunde der Berufsorientierungsforschung Hinweise auf die Entstehung von Berufswünschen in spezifischen Domänen und liefern damit Erklärungen für das Interesse an und die Entstehung von berufsbezogenen Vorstellungen in den Gesundheitsberufen (vgl. Brüggemann u.a. 2016). Die Ergebnisse geben einen ersten Ansatzpunkt für domänenspezifische berufsorientierende Maßnahmen: Über einen Abgleich von Interessen und angestrebter Abschlüsse können die Jugendlichen in gezielten Explorations- und Beratungsangeboten nicht nur zu neuen Bildungswegen der Gesundheits- und Pflegeberufe informiert werden, sondern durch authentische Lerngelegenheiten ihre Interessen und Erwartungen an den Beruf reflektieren sowie eine Klärung der beruflichen Perspektiven und möglichen partizipativen Gestaltung ihres regionalen Lebensraumes in zukunftsorientierter Weise vornehmen. Eine multiperspektivische Sicht auf domänenspezifische Berufsorientierung konzeptionell aufzugreifen ist ebenso Ziel des Beitrags wie eine Diskussion möglicher Fragestellungen, die im Kontext der Berufsorientierungsforschung den Gegenstandsbereich weiter empirisch erhellen. Literatur: BRÜGGEMANN, T. U.A.: Favorisieren Jugendliche Gesundheitsberufe? - Empirische Befunde und pädagogische Perspektiven zur Berufsorientierung. IN: BWP@ Spezial 12 Berufsorientierung im Lebenslauf - theoretische Standortbestimmung und empirische Analysen URL: http://www.bwpat.de/spezial/brueggemann_etal_bwpat_spezial12.pdf (Stand: 18.04.2016) DEUTSCHER BUNDESTAG: Bericht über die Ergebnisse der Modellvorhaben zur Einführung einer Modellklausel in die Berufsgesetze der Hebammen, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten. Köln 2016. URL: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/094/1809400.pdf (Stand: 08.11.2016) ZÖLLER, M.: Gesundheitsfachberufe im Überblick. Bonn 2014. URL: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/id/7369 (Stand: 08.11.2016)
Vortragende der Universität Münster