Aktivität von Cranberry-Extrakt auf Bakterien im menschlichen Urin: eine Ex-vivo-Studie

Scharf B, Sendker J, Rabbani S, Dobrindt U, Ernst B, Hensel A

Abstract in Online-Sammlung (Konferenz) | Peer reviewed

Zusammenfassung

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen (urinary tract infections, UTIs) sind sehr häufige bakterielle Infektionen und werden in über 80% durch uropathogene Escherichia coli (UPEC) verursacht. Der UPEC-Infektionszyklus wird durch eine spezifische Erkennung der eukaryotischen Wirtszelle über UPEC-Adhäsionsproteine initiiert. Auszüge aus Cranberry-Früchten (Vaccinium macrocarpon Aiton) werden traditionell für die Prävention von UTIs verwendet. In Ex-vivo-Experimenten wurde ein standardisierter Cranberry-Extrakt (CDE-Q) verwendet [1]. In zwei Studien wurde eine zeitabhängige signifikante Hemmung der bakteriellen Adhäsion von UPEC NU14 und UTI89 an menschliche T24 Blasenzellen mit Urin von insgesamt 16 Freiwilligen nach dem Konsum von CDE-Q gezeigt, die unabhängig vom pH-Wert des Urins war. Hierbei zeigte sich eine geschlechtsspezifische Wirksamkeit von Urinen nach Cranberry-Einnahme auf die bakterielle Adhäsion, mit einer signifikanten Überlegenheit der Urine männlicher Probanden. Um den Grund für die antiadhäsive Wirkung zu untersuchen, wurde eine Transkriptom-Analyse in UPEC UTI89 durchgeführt. Der Vergleich der Transkriptome von UPEC aus Urinkulturen der gleichen Freiwilligen vor und nach 7 Tagen CDE-Q-Konsum zeigte keine relevanten Unterschiede. Um aufzuklären, ob die Aktivität des Urins auf einer direkten Interaktion mit bakteriellen Typ1-Adhäsinen (FimH) beruht, wurden in vitro spezifische Adhäsionstests mittels rekombinant exprimierter FimH-Lektin-Domäne durchgeführt [2]. Die Versuche zeigten, dass der Urin männlicher Probanden nach CDE-Q-Konsum eine stärkere Inhibition von FimH zeigt als der Kontrollurin. Die Aktivität der Urine gegenüber FimH konnte auf das Vorhandensein des Abwehrproteins Tamm-Horsfall-Protein zurückgeführt werden, deren Titer nach Cranberry-Einnahme geschlechtsspezifisch erhöht waren. Außerdem wurden LC-MS/MS-Untersuchungen des Urins durchgeführt, um Inhaltsstoffe mit der Wirkung über multivariate Datenanalyse in Bezug zu setzen. Literatur: [1] Rafsanjany N et al. J Agricult Food Chem 2015; 63: 8804 - 8818 [2] Rabbani S et al. Anal Biochem 2010; 407: 118 - 195

Details zur Publikation

StatusVeröffentlicht
Veröffentlichungsjahr2019
Sprache, in der die Publikation verfasst istDeutsch
KonferenzPhytotherapiekongress 2019, Münster, undefined
DOI10.1055/s-0039-1697327
Link zum Volltexthttps://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0039-1697327

Autor*innen der Universität Münster

Dobrindt, Ulrich
Institut für Hygiene
Hensel, Andreas
Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie
Scharf, Birte Ruth Gesa
Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie
Sendker, Jandirk
Professur für Pharmazeutische Biologie (Prof. Hensel)