Dexel, T.; Straehler-Pohl, H.; Lensing, F.; Bohlmann, N.
Forschungsartikel (Zeitschrift) | Peer reviewedAuf Grundlage eines umfassenden empirischen und theoretischen Wissens haben sich didaktische Grundpositionen etabliert, die normativ modellieren, wie qualitätsvoller arithmetischer Anfangsunterricht gestaltet sein sollte. Zugleich verweisen Studien darauf, dass der arithmetische Anfangsunterricht den aus fachlicher Perspektive formulierten Qualitätsansprüchen nicht gerecht wird. Im Rahmen dieses Beitrags wird der Eindruck einer Entfachlichung des arithmetischen Anfangsunterrichts empirisch fundiert: Einerseits werden aus mathematikdidaktischen Lehrbüchern die Qualitätsnormen identifiziert, die stabile Bezugspunkte für eine Didaktik des arithmetischen Anfangsunterrichts bilden. Andererseits werden Praktiken rekonstruiert, die im Rahmen eines ethnographischen Forschungsprojekts als typisch für den arithmetischen Anfangsunterricht identifiziert werden konnten. Die Gegenüberstellung von Qualitätsnormen und typischen Praktiken verweist darauf, dass letztere die von Seiten der Mathematikdidaktik formulierten Qualitätsansprüche verletzen. Aus praxistheoretischer Perspektive ist solch eine Verletzung fachlich orientierter Qualitätsnormen nicht überraschend. Die festgestellten Normbrüche werden im Rahmen dieses Beitrags deshalb einer funktionalen Analyse unterzogen. Es zeigt sich, dass sich die typischen Praktiken trotz ihrer fachlichen Normbrüchigkeit zugleich als funktional erweisen: Sie sind anschlussfähig an eine Eigenlogik des „Schule-Haltens“ und tragen so zur Lösung von Problemen bei, die sich gerade in der Anfangsphase eines schulisch organisierten Mathematikunterrichts in besonderem Maße stellen.
| Dexel, Timo | Juniorprofessur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Didaktik und Schulforschung in der inklusiven Bildung (Prof. Dexel) |