Individuelle Unterschiede gibt es nicht nur bei Menschen, sondern bei allen Organismen. Individualisierung wurde bislang vorwiegend innerhalb einzelner Fachdisziplinen erforscht. Der neue Verbund InChangE soll die Methoden und das Wissen von Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften kombinieren, um Individualisierung systematisch und experimentell zu untersuchen. Eine Grundannahme der Forschenden des neuen Verbunds: Individualisierung ist eine Folge der zunehmenden Digitalisierung und Atomisierung der Gesellschaft, außerdem führt die individualisierte Lebensweise zu einem steigenden Ressourcenverbrauch, was wiederum einschneidende Veränderungen unserer Lebensbedingungen mit sich bringt. „Individualisierung birgt Chancen und Risiken für die vielen großen Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Professorin Dr. Barbara Caspers von der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld, Co-Sprecherin von InChangE. „Diese Herausforderungen machen nicht an disziplinären Grenzen halt – deswegen verfolgen wir einen fächerübergreifenden Ansatz.“ Der Biologe Professor Dr. Jürgen Gadau von der Universität Münster ist ebenfalls Co-Sprecher des Verbunds. „Individualisierung ist eng verknüpft mit dem Wandel, in dem sich unser Planet und unsere Gesellschaft befinden“, sagt er. „Unsere Umwelten – vom Klima bis zur Globalisierung und Digitalisierung – ändern sich schneller als je zuvor. Das zeigt sich aktuell besonders während der Coronapandemie und den damit einhergehenden Veränderungen. Ein anderes Beispiel ist der Rückgang der Artenvielfalt, bekannt als Biodiversitätskrise." Die 24 Studienleiter*innen des Verbunds kommen aus neun Disziplinen. Für die Forschung in InChangE werden sie künftig durch neue Postdoktorand*innen unterstützt. Gemeinsam forschen sie zu vier Themenkomplexen: Sie analysieren die Ursachen und Mechanismen der Individualisierung; sie erarbeiten Verfahren, um Individualisierungsprozesse zu modellieren und vorherzusagen; sie untersuchen, wie sich Individualisierung im Spannungsfeld zum Gemeinwohl auswirkt, um ethisch angemessenere Lösungen entwickeln zu können – etwa individualisierte Therapieansätze, aber auch individualisierte Produkte. Parallel arbeitet ein Projekt daran, eine gemeinsame Wissenschaftssprache für die fächerübergreifende Forschung zu Individualisierung zu etablieren, damit die beteiligten Wissenschaftler*innen sich untereinander mit denselben Fachbegriffen verständigen können.
Gadau, Jürgen Rudolf | Professur für Molekulare Evolutionsbiologie (Prof. Gadau) |
Quante, Michael | Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie (Prof. Quante) |
Stoll, Monika | Humangenetik, Abt. für Genetische Epidemiologie |
Gadau, Jürgen Rudolf | Professur für Molekulare Evolutionsbiologie (Prof. Gadau) |
Zimmermann, Tobias | Fachbereich 13 Biologie (FB13) |
Baune, Bernhard | Klinik für Psychische Gesundheit |
Herrera Rivero, Marisol | Humangenetik, Abt. für Genetische Epidemiologie |
Kaiser, Sylvia | Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie (INVB) |
Krohs, Ulrich | Zentrum für Wissenschaftstheorie (ZfW) |
Krukar, Jakub | Institut für Geoinformatik (ifgi) |
Kurtz, Joachim | Arbeitsgruppe Evolutionsökologie der Tiere (Prof. Kurtz) |
Richter, Helene | Professur für Verhaltensbiologie und Tierschutz (Prof. Richter) |
Schwering, Angela | Professur für Geoinformatik (Prof. Schwering) (SIL) |
Seep, Jana | Professur für Molekulare Evolutionsbiologie (Prof. Gadau) |