Was viele ostmittel- und osteuropäischen Gesellschaften von den meisten westeuropäischen Ländern unterscheidet, ist die neu entflammte Frage nach der Einheit von Nation und Religion, die oft auf Jahrhunderte alte Konflikte zurückgeht. So lässt sich die Tatsache, dass sich in Polen, Kroatien und Litauen sowie in den meisten orthodox geprägten Ländern so viele Menschen einer Konfession zugehörig fühlen und sich als religiös bezeichnen, sicherlich auch darauf zurückführen, dass es dort selbstverständlich ist, sich als „guter“ Bürger des Landes (bzw. Angehöriger der entsprechenden Ethnie) zur eigenen Kirche zu bekennen. Das Projekt untersucht das Verhältnis von politischen Einheitsidealen und religiöser Identität in Ostmittel- und Osteuropa systematisch und auf mehreren Ebenen auf der Basis vergleichender Sekundäranalysen von Bevölkerungsumfragen. Dabei sollen zunächst Ähnlichkeiten und Unterschiede in Bezug auf die Unterstützung verschiedener Konzepte nationaler Zugehörigkeit und Identität auf der Länderebene herausgearbeitet werden. Insbesondere soll untersucht werden, in welcher Weise nationale und religiös-konfessionelle Zugehörigkeit miteinander verwoben sind. In einem weiteren Schritt soll auf der Individualebene untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß Vorstellungen nationaler Zugehörigkeit mit der Kirchlichkeit und Religiosität sowie bestimmten religionspolitischen Orientierungen der Befragten zusammenhängen.
Müller, Olaf | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
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