Musiktherapie und musikalische Stilbildung: Untersuchungen zur zeitgeschichtlichen Prägung musikalischer Strukturen und ihrer beziehungsstiftenden und identitätsbildenden Wirkung

Grunddaten zum Promotionsverfahren

Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Zeitraum15.10.2013 - 15.10.2023
Statuslaufend
Promovend*inLinnen, Gisa
PromotionsfachMusiktherapie
AbschlussgradDr. phil.
Verleihender FachbereichFachbereich 08 - Geschichte/Philosophie
Betreuer*innenTüpker, Rosemarie; Schläbitz, Norbert

Beschreibung

Das Forschungsprojekt ‚Musiktherapie und musikalische Stilbildung‘ beschäftigt sich mit der Frage, wie Musiktherapierende ihre individuelle Klangsprache wahrnehmen und sie entwickelt haben. Anhand vonInterviews soll erforscht werden, inwieweit biografische Erfahrungen und subjektives Erleben Einfluss daraufgenommen haben/nehmen, sich musikalisch und stilistisch zu verorten. Dabei steht im Zentrum derBefragung der Zusammenhang von Fühlen, Denken und musikalischem Agieren.Als Ausgangspunkt wird die musikalische Biografie und das persönliche Verständnis von Musik gewählt. Aufeiner weiteren Ebene sollen diese ins Verhältnis zu soziokulturellen und ästhetischen Einflüssen gesetztwerden und dadurch das musikalische Selbstbild der Befragten näher beleuchtet werden.Ziel der Untersuchung ist, die individuellen musikalischen Mittel einer Klangsprache in eine Beschreibungbringen zu können, und dadurch das Phänomen ‚musikalischer Stil‘ als historisierendenselbstgeschichtlichen Prozess auf der Ebene des musikalischen Materials reflektieren zu können. Die Theoriebildung dieser Arbeit kombiniert musikwissenschaftlich/-ästhetische Perspektiven mit psychologischen und musiktherapeutischen Ansätzen. Es wird die Annahme zu Grunde gelegt, dass musikalische Stilbildung einen Prozess darstellt, durch den im Laufe eines musikalischen Lebens bestimmte musikalische Vorlieben und Abneigungen entwickelt, nach individuellen Kriterien sortiert und schließlich als eine Art individuelles ‚Geschmacks-Gewebe’ zu einem musikalischen Stil kombiniert werden. Im Zentrum des theoretischen Zugangs steht die Idee, dass musikalische Stilbildung ein intentionaler Prozess ist, der als subjektiver Prozess nicht losgelöst von affektiven Prozessen verstanden werden kann. Dabei werden musikalisch-ästhetische Einflüsse und zeitgeschichtliche Ereignisse in die Betrachtung des Subjekts mit einbezogen. Angebahnt wurde diese Positionierung durch die Auseinandersetzung mit dem zeitgeschichtlichen Phänomen des Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen auf psychische und musikalische Prozesse in einer Abschlussarbeit Musiktherapie (Der lange Nachklang des Nationalsozialismus, UdK Berlin, 2012). Das Verständnis, das daraus gewonnen wurde, habe ich in Anlehnung an psychologischpsychotherapeutische Forschungen als ‚psychohistorische‘ Perspektive für die Musiktherapie formuliert (Artikel: ‚Heilt die Zeit alle Wunden? Das Erbe des Nationalsozialismus in der deutschen Musiktherapie. Musiktherapeutischen Umschau, 2/17). Diese Perspektive bildet den gedanklichen Ausgangspunkt dieser Arbeit und soll hier als Zusammenhang von zeitgeschichtlicher Prägung und musikalischer Stilbildung in die Forschung integriert werden. Gespiegelt wird diese theoretische Basis mit Hilfe des Blickwinkels der Musikwissenschaft bzw. Musiktheorie. Damit wird angestrebt, ‚musikalisches Material‘ als eigenständiges und historisches Phänomen erfassen und in Relation zu individuellen affektiven Bedeutungsqualitäten setzen zu können. Das Ziel des Untersuchungsansatzes besteht darin, klangsprachliche Merkmale musikalischer Stilbildungen von Musiktherapierenden in Deutschland als Phänomene psychologischer Material-, Form- und Strukturbildung beschreibbar machen und im Kontext musiktheoretischer und -ästhetischer Verständniszugänge verorten zu können.

Betreuung an der Universität Münster

Schläbitz, Norbert
Professur für Musikpädagogik und ihre Didaktik (Prof. Schläbitz)
Tüpker, Rosemarie
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik - Fach Musikpädagogik