Erschaffungen des Menschen. Die Frage nach der Person innerhalb sozialer Erscheinungsweisen digitaler Technologien
Grunddaten zum Promotionsverfahren
Promotionsverfahren erfolgt(e) an: Promotionsverfahren an der Universität Münster
Zeitraum: seit 01.04.2023
Status: laufend
Promovend*in: Ohlrogge, Carsten
Promotionsfach: Soziologie
Abschlussgrad: Dr. phil.
Form der Dissertationsschrift: monographisch
Verleihender Fachbereich: Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
Betreuer*innen: Grundmann, Matthias
Beschreibung
Das Dissertationsprojekt widmet sich den Phänomenen des „Affective Computing“ und „Digital Afterlife“ als zwei neueren sozialen Erscheinungsweisen digitaler Technologien, denen bestimmte Auffassungen über den Menschen zugrunde liegen. Durch menschenähnliche Erscheinungsweisen und Zuschreibungen von Menschenähnlichkeit wirken diese Technologien auf die Selbstauffassung des Menschen zurück. Die Erschaffung menschenähnlicher Technologien erschafft somit zugleich den Menschen auf technologische Weise in sozialisatorisch maßgeblichen Bereichen, die in Bezug auf Emotionalität (Affective Computing) und Trauer (Digital Afterlife) zwei ihrer vorläufig tiefgreifendsten Tendenzen erreicht. Diese Beobachtung bildet den Ausgangspunkt für das angestrebte Dissertationsprojekt. Sie führt zu der These, dass ein fortschreitender Grad der Vermenschlichung nicht dazu führt, dass digitale Technologien dem Menschen näherkommen, sondern ihn umso mehr verfehlen, je menschenähnlicher sie in Gestalt und Wahrnehmung werden. Infolgedessen erfährt sich der Mensch im Spiegel menschenähnlicher Technologien nicht als er selbst, sondern als ein technologisch erschaffener Anderer seiner selbst, da er soziale Beziehungen mit den digitalen Technologien eingeht. Im Zentrum des Vorhabens steht somit die Frage, in welcher Selbstauffassung sich der Mensch innerhalb der sozio-technologischen Beziehungsgeflechte mit quasi-personalen Maschinen wiederfindet und wie er digital repräsentiert wird. Hierzu steht zunächst (1) die gegenwärtige Lage digitaler Mensch-Maschine-Relationen im Vordergrund, wobei eine kritisch-posthumanistische Perspektive ausschlaggebend ist, durch die zunehmende Verflechtungen zwischen Mensch und Maschine sichtbar und in ihrer relationalen Verwobenheit bewahrt werden. Dazu gehört eine Aufschlüsselung der Pradigmen von Mensch-Maschine-Verhältnissen in ihrer sozio-historischen Entwicklung. Anschließend wird (2) ein Verständnis der Person entwickelt, das sich auf die Genese der Sozialisation des Menschen als zeitlich-leibliches Selbst stützt. Davon ausgehend werden anschließend (3) die beiden für diese Untersuchung zentralen Phänomene mit dem Ziel beschrieben, (4) neue Formen der Personalität zu identifizieren und die Erschaffungen des Menschen im Spiegel menschenähnlicher digitaler Technologien soziologisch aufzuschlüsseln.
Promovend*in an der Universität Münster
Betreuung an der Universität Münster