Beratung im Freiwilligen Sozialen Jahr im Spannungsfeld zwischen außerschulischen Bildungszielen und psychosozialen Bedarfen
Basic data for this talk
Type of talk: scientific talk
Name der Vortragenden: Kruse (ehem. Vogel), Caroline
Date of talk: 28/09/2017
Talk language: German
Information about the event
Name of the event: Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
Event period: 28/09/2017
Event location: Universität Heidelberg
Abstract
Beratung im Spannungsfeld zwischen außerschulischen Bildungszielen und psychosozialen Bedarfen im Freiwilligen Sozialen Jahr Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) - ein bedeutendes Handlungsfeld der Außerschulischen Jugendbildung (AJB) - wird inzwischen jährlich von über 60.000 Heranwachsenden als „Moratorium" und als „weicher" Übergang zwischen Schule - Ausbildung - Beruf oder als Überbrückung von Leerzeiten genutzt. An dieser Stelle kann Beratung wertvolle Unterstützungsleistungen für die Heranwachsenden bieten. Sie wird in der AJB verstanden als ein auf Lernen angelegter Prozess in biografischen Übergangssituationen und als pädagogisches Instrument zur Unterstützung der Persönlichkeitsbildung (vgl. Sauer-Schiffer 2010). Über dieses theoretische Verständnis hinaus existiert allerdings ein großes Forschungsdesiderat: Es fehlen bereits grundlegende empirische Untersuchungen, bspw. dazu, ob und inwieweit Beratung von den pädagogisch Tätigen in der AJB überhaupt als Aufgabe wahrgenommen wird. Vor diesem Hintergrund wurde eine explorative Vorstudie mit neun hauptamtlichen Bildungsreferent*innen des FSJ in NRW durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen die Tendenz auf, dass Beratung eine zunehmende Rolle im FSJ spielt: „Wir könnten viel mehr Beratungsarbeit leisten, weil die jugendlichen Teilnehmer [...] mehr Bedarf an Beratungsgesprächen haben" (Zitat eines Interviewten). Ausgehend von diesem Befund stellt sich die Frage, welche Beratungsbedarfe, z.B. bezüglich beruflicher und persönlicher Orientierung im FSJ wahrgenommen und inwieweit diese als (pädagogische) Aufgabe verstanden werden. Zur Verfolgung dieser Frage wurden u.a. elf qualitative Interviews mit Leitungspersonen im FSJ geführt. Die Auswertung erfolgt in einem ersten Schritt durch die qualitative inhaltlich strukturierende Inhaltsanalyse (Kuckartz 2016). Die bis dato vorliegenden Befunde lassen folgende Hypothese zu: Das Selbstverständnis des FSJ als außerschulisches Bildungsjahr wird in der Bildungspraxis mit vielfältigen Bedarfslagen der Heranwachsenden konfrontiert. Insbesondere (psycho-)soziale Schwierigkeiten führen bei weniger erfahrenen Bildungsreferent*innen zu Handlungsunsicherheiten. Nicht zuletzt um einer befürchteten „Verzweckung" des FSJ, als sozialpädagogische Fördermaßnahme (wie z.B. das Berufsvorbereitungsjahr), entgegen zu wirken, werden „Grenzen" in der Beratungsarbeit als wichtig erachtet. Es liegen allerdings nur vage Vorstellungen darüber vor, wo und wie diese Beratungsgrenzen zu ziehen seien. Diese Ergebnisse werden mit Blick auf das mögliche Potenzial eines genuin pädagogischen Beratungsverständnisses diskutiert, das Beratungsanlässe als Lernaufgaben und Beratung als Bildungsgeschehen (u.a.: Hechler 2010, 2016; Kraft 2009; Mollenhauer 1965) versteht.
Keywords: Außerschulische Jugendbildung; Freiwilliges Soziales Jahr; Beratung; Pädagogische Beratung
Speakers from the University of Münster