Mensch oder Monster? (Selbst-)Perfektionierung als Gratwanderung zwischen Weisheit und Narrheit

Rolfes, Anne

Research article (journal) | Peer reviewed

Abstract

Anfang des 16. Jahrhunderts wird im Lob der Torheit von Erasmus von Rotterdam das Streben nach Perfektion und Weisheit paradoxerweise als unmenschlich und töricht bewertet. Trotz des Einflusses der Schrift auf die spanische Literatur des Goldenen Zeitalters findet diese Sichtweise dort keine Entsprechung. Stattdessen wird mit Nachdruck zwischen einer falschen Selbstperfektionierung, die nach weltlichem Erfolg strebt und eitel ist, und einer wünschenswerten Selbstperfektionierung, die mit der Tugend gleichgesetzt wird, unterschieden, indem diejenigen, die den falschen Zielen folgen, als Narren oder sogar Monster bezeichnet und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Umso bemerkenswerter ist ein Text aus dem 20. Jahrhundert, den man trotz des großen zeitlichen Abstands in gewisser Hinsicht als Gegenentwurf lesen kann: Im Sanatorio del optimismo muss die Vernunft in Ketten gelegt werden, um die Menschen zu heilen. Der Traum von einer besseren Menschheit soll nicht mit Weisheit, sondern mit guter Laune, Lachen und Fantasie erreicht werden.

Details about the publication

JournalLiteraturwissenschaftliches Jahrbuch
Volume64
Page range119-140
StatusPublished
Release year2023
Language in which the publication is writtenGerman
DOI10.3790/ljb.64.1
KeywordsSelbstoptimierung; Weisheit; Narrheit; Wahnsinn; Siglo de Oro; Gracián; Poch y Gascón

Authors from the University of Münster

Rolfes, Anne
Department of Romance studies