Emmerich, Reinhard
Research article (book contribution) | Peer reviewedDas vormoderne China kannte keine Disziplin der Rhetorik, ebenso wie im Gegensatz zur griechisch-römischen Antike eine systematische Ausbildung in Grammatik und Logik der gehobenen chinesischen Bildung fremd waren. Gleichwohl haben frühe chinesische Denker darüber nachgedacht, wie politische Ideen in einem Milieu autokratischer Herrscherhöfe erfolgversprechend zu lancieren seien. Zu den wichtigsten unter ihnen gehört Han Fei (ca. 280–233 v. Chr.), auch Han Feizi, „Meister Han Fei“, der in seinem Heimatstaat lange vergebens politischen Einfluss zu erlangen versuchte und als Gesandter an den aufstrebenden Staat Qin im dortigen Gefängnis den Tod fand. In den wahrscheinlich zu unterschiedlichen Zeiten seines Lebens verfassten und unterschiedlichen Gattungen zugehörigen, aber inhaltlich verwandten Schriften „Shui nan“ und „Nan yan“ hat sich Han Fei mit einiger Systematik zu Schwierigkeiten des politischen Beratens geäußert und dabei besonders psychologische Unwägbarkeiten hervorgehoben. Im Folgenden werden die beiden Texte, denen chinesische Kommentatoren viel Aufmerksamkeit geschenkt haben, übersetzt und interpretiert.
Emmerich, Reinhard | Professur für Sinologie (Prof. Emmerich) |