Tüpker, Rosemarie
Research article (journal) | Peer reviewedIn seiner Funktion als Generalsekretär des Deutschen Musikrates appellierte Christian Höppnerim Oktober 2019 an Bund und Länder, flächendeckend eine qualifizierte Versorgung mit musiktherapeutischenAngeboten zu gewährleisten und die Ausbildung von Musiktherapeutinnen undMusiktherapeuten an den Hochschulen besser zu etablieren. Im Kontext der bundesweiten Gesundheitswoche»Gemeinsam statt einsam« hob er das Verbindende der Musik hervor und betonteden Beitrag der Musiktherapie zu Prävention, Therapie und Nachsorge, zu Krankheitsbewältigungund Förderung der Resilienz sowie zur Inklusionund allgemein zur Bildung sozialer Kontakte (Höppner, 2019).Die Verknüpfung der Bereiche Gesundheitswesen und Kulturarbeit werden als notwendig angesehen,um den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen kreativ zu begegnen.Im Zusammenschluss aller Künstlerischen Therapien gründete sich zur gleichen Zeit das »NetzwerkGesundheitsfördernde Kulturarbeit« (www.kultips.de2), das psychisch kranken Menschen denZugang zu musikalischen und künstlerischen Aktivitäten erleichtern möchte. Leitend war das Wissenum die stärkenden, gemeinschaftsbildenden und resilienzfördernden Potentiale künstlerischenTuns und Erlebens.3 Anlass ist die bestehende Situation, dass PatientInnen als hilfreich erlebteTherapien eines Klinikaufenthaltes ambulant oft nicht fortsetzen können.Musiktherapie hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem um eine Etablierung im Gesundheitswesenbemüht. Sie lässt sich aber durchaus doppelt verorten: als eine Disziplin im Gesundheitswesenund als Teil unseres Musiklebens. Gerade dadurch kann es gelingen, dass die Merkmalekulturellen Lebens wie Offenheit und Mannigfaltigkeit, kulturelle Vielfalt und das Recht aufindividuelle Vorlieben und Wege auch im Gesundheitswesen wirksam werden. Durch den Rückgriffauf die Künste unserer Kultur können Spielräume geschaffen werden, wenn Menschen sich indie Enge getrieben fühlen. Durch künstlerisches Tun können Verbindungenzum ästhetischen Erleben wiederhergestellt werden,wenn Entfremdung und Technisierung den Kontakt zu den Sinnenund der Sinnlichkeit abzuschneiden drohen. Künstlerische Therapien können dazu beitragen, dassdas Recht auf Kultur auch dann verwirklicht werden kann, wenn Menschen durch Krankheit, Alteroder Behinderung nicht selbständig am kulturellen Leben teilnehmen können.
Tüpker, Rosemarie | Subject of Music Education |