Nachhaltigkeit als Verantwortungsprinzip

Fuchs, Doris; Klinkenborg, Hannah; Siepker, Lena

Research article (journal) | Peer reviewed

Abstract

Die dramatische ökologische Krise, auf die wir zusteuern sowie die fortgesetzte soziale Ausbeutung, die unseren Lebensstil finanziert, erfordern Handeln, wenn wir heutigen und zukünftigen Generationen ein gutes Leben ermöglichen wollen. Ohne eine differenzierte Zuschreibung und wirksame Umsetzung von Verantwortung auf individueller, vor allem aber auch auf kollektiver Ebene, bleibt solch ein Handeln, d.h. notwendige strukturelle Veränderungen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise aus. Eine Nachhaltigkeitstransformation setzt eine gesellschaftliche Entscheidung für und Organisation von Verantwortung auf allen Ebenen voraus. Die wirksame Übernahme von Verantwortung zur Bewältigung der Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Dimension der Klimakrise, die als komplexe sozial-ökologische Krise zu verstehen ist, ist dabei in vielfacher Hinsicht global. Diese Erkenntnis ist zentral, um sich der Tragweite menschlicher Verantwortung für die sozial-ökologischen Folgen menschlichen Handelns bewusst zu werden. Allerdings mangelt es in politischen und gesellschaftlichen Diskursen nicht an Wissen um diese Tragweite, sondern vielmehr an der entschiedenen Übernahme bzw. verbindlichen Zuschreibung von Verantwortung, um eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen, die auch gegenwärtigen benachteiligten Bevölkerungsgruppen und zukünftigen Generationen ein gutes Leben ermöglicht. Dieses „Knowledge-Action-Gap“ zeigt die Notwendigkeit, Verantwortung zu konkretisieren. Denn ohne klare Verantwortungsrelationen wird eine nachhaltige Entwicklung verhindert. Der vorliegende Beitrag widmet sich deshalb der Fragestellung, wie aus politikwissenschaftlicher Perspektive ein Verantwortungsprinzip für Nachhaltigkeit unter den Bedingungen moderner, demokratischer Gesellschaften aussehen kann. Dazu möchten wir zunächst klären, was wir unter Nachhaltigkeit verstehen, bevor wir erläutern, was die Übernahme von Verantwortung in demokratischen Gesellschaften angesichts der Notwendigkeit einer Nachhaltigkeitstransformation bedeuten kann und muss. Wir unterscheiden dabei verschiedene Verantwortungsebenen, decken zentrale Verantwortungsrelationen auf und beleuchten den Einfluss gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf die Übernahme von Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung.

Details about the publication

JournalDiakonia
Volume51
Issue4
Page range232-238
StatusPublished
Release year2020
Language in which the publication is writtenGerman
KeywordsNachhaltigkeitstransformation; Verantwortung; individuelle Verantwortung; Unternehmens- und Organisationsverantwortung; strukturelle Verantwortung

Authors from the University of Münster

Fuchs, Doris
Professorship of Sustainable Development (Prof. Fuchs)
Center of Interdisciplinary Sustainability Research (ZIN)
Cluster of Excellence "Religion and Politics"
Klinkenborg, Hannah Ingrid Renate
Cluster of Excellence "Religion and Politics"
Center of Interdisciplinary Sustainability Research (ZIN)
Siepker, Lena
Institute of Political Science (IfPol)
Center of Interdisciplinary Sustainability Research (ZIN)
Professorship of Sustainable Development (Prof. Fuchs)