Hillenbrand, Carolin
Research article (journal) | Peer reviewedWachsende migrationsbezogene Bedrohungsgefühle in Deutschlandäußern sich in rassistischer Gewalt und gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt.Vor diesem Hintergrund liefert der vorliegende Artikel einen Beitragdazu, wie es derzeit um verschiedene Arten migrationsbezogener Bedrohungswahrnehmungenin der Bundesrepublik bestellt ist und welche Aspekte damitzusammenhängen. Im Spezifischen wird die „Religion" untersucht, deren paradoxeund sich verändernde Rolle in der Vorurteilsforschung ein Rätsel bleibt. In einertheoriegeleiteten empirischen Analyse wird der Forschungsfrage nachgegangen,welche Rolle die Religion für migrationsbezogene Bedrohungsgefühle in Deutschlandspielt.Hierzu wird ein theoretischer Analyserahmen entwickelt. „Realistische Bedrohungsgefühle"(mit den Kategorien: Wirtschaft, Wohlfahrtsstaat und Sicherheit)werden von „symbolischen Bedrohungsgefühlen" (mit den Kategorien: allgemeines,kulturelles und religiöses Leben) differenziert. „Religion" wird anhand der Dimensionen„belonging" (Religionszugehörigkeit), „believing" (Stärke der Religiosität)und „behaving" (Gottesdienstbesuch und privates Gebet) spezifiziert. Darauf aufbauendwerden Hypothesen bzgl. derWirkungszusammenhänge zwischen den Variablenhergeleitet und auf Basis des „Immigrations-Moduls" des „European Social Survey"(2014) im Rahmen einer multivariaten Regressionsanalyse empirisch getestet. DieErgebnisse zeigen für Deutschland, dass Religionszugehörige (Katholik*innen, Protestant*innen, Anhänger*innen anderer christlicher Konfessionen, Muslime) nichtgenerell höhere migrationsbezogene Bedrohungsgefühle im Vergleich zu Konfessionslosenaufweisen. Auch der Gottesdienstbesuch und die private Gebetspraxis einerPerson scheinen kaum einen Unterschied für deren Bedrohungswahrnehmungen zuC. Hillenbrand ()Exzellenzcluster Religion und Politik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster,Johannisstr. 1, 48143 Münster, DeutschlandE-Mail: chillenb@uni-muenster.deK46 C. Hillenbrandmachen. Vielmehr fühlen sich Menschen, die sich als religiös einschätzen, wenigerdurch Migration bedroht, vor allem was die Sicherheit, das allgemeine sowie religiöseLeben betrifft. Dieser Effekt ist robust - auch unter Kontrolle weiterer relevanterEinflussfaktoren wie: Intergruppen-Kontakt, Zufriedenheit mit deutscher Wirtschaft,Autoritarismus, politische Links-Rechts-Einstufung, sozialer Status, empfundenerAusländeranteil, Wohnort (Ost-/Westdeutschland) sowie Alter und Geschlecht.
Hillenbrand, Carolin | Cluster of Excellence "Religion and Politics" |