Digitale Karten und eine geodatenbasierte Lageskizze für den Feuerwehreinsatz

Bernsdorf Bodo, Fritze Holger

Research article (journal) | Peer reviewed

Abstract

Insbesondere bei komplexen Lagen spielen Geodaten eine zunehmend wichtigere Rolle im Rahmen des Führungskreislaufs. Da Einsätze sich immer verorten lassen, muss erkundet werden, wie ein Ereignis von der Umgebung beeinflusst wird, oder diese selbst beeinflusst. Schadstoff-/Rauchgasausbreitung, Aspekte der sogenannten „kalten Lage“ wie Wetter, Bebauung etc. beeinflussen die Entscheidung der Einsatzleitung. Viele solcher Fakten sind in der Landschaft nicht immer wirksam und bei der Erkundung nur schwer erkennbar: Ein gutes Beispiel sind die Grenzen von Wasser- oder Naturschutzgebieten, aber auch die Kanalisation, die eine direkte Zuleitung zu einem Vorfluter hat. Solche Aspekte lassen sich in Kartenwerken erkunden. Der Artikel legt - ergänzend zu den Ausführungen in Fritze et al. [2] - zunächst einsatztaktische Grundlagen, um an einem Beispiel das Verständnis für die Nutzung von Geodaten zu erläutern. Dann widmen sich die Autoren der Frage, wie man Geodaten in den Einsatz bekommt. Eine hervorragende Grundlage für die Nutzung von Geodaten ist die sogenannte INSPIRE-Richtlinie, eine EU-Vorgabe an die Mitgliedsstaaten, eine digitale Infrastruktur aufzubauen, um Geodaten durch einheitliche Formate und Schnittstellen bereitzustellen. Diese Richtlinie hat in der Bundesrepublik Deutschland zur Verabschiedung von Geodatenzugangsgesetzen geführt, die den Feuerwehren helfen deutlich einfacher an Geobasis- aber auch Geofachdaten zu gelangen. Dieser Artikel zeigt auf, wie auch eine kleine Feuerwehr konkreten Nutzen daraus ziehen kann. Am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr Werne im südlichen Münsterland wird dargestellt, wie ein Geodatendienst für Feuerwehren aussehen kann. Mit der INSPIRE-Richtlinie und den daraus resultierenden Internet-Diensten für Geodaten lassen sich weitere Anwendungen umsetzen. Über Abschluss- und Studienarbeiten an der WWU Münster wurde – betreut durch die Autoren – die Basis für ein digitales Lagedarstellungssystem gelegt. Die OpenSource-Software „LAGEskizze“ basiert auf den Vorgaben des Instituts der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF NRW) und stehtaufgrund der eingebundenen GeodatenDienste operativ zunächst für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Die Software kann kostenfrei heruntergeladen und rechtssicher in Bezug auf die Geodaten und Taktischen Zeichen genutzt werden. Für die anderen Bundesländer werden nun sukzessive weitere Versionen . Mit den Geodatenzugangsgesetzen ist dabei die rechtliche Grundlage geschaffen und die Bundesländer haben die entsprechenden Geodateninfrastrukturen aufgebaut, die als Grundlage für die LAGEskizze genutzt werden können. In einem Ausblick schließt der Artikel ab und beschreibt weitere Arbeiten, die zwischenzeitlich vorliegen. Basierend auf der Lageskizze ist es möglich die Krisenkommunikation sicherer zu gestalten. Kurz angerissen wird etwa die Möglichkeit, die Lagedarstellung einer Kommune zu nutzen, um sie automatisiert zu generalisieren und auf einer höheren Ebene etwa dem operativ-taktischen Stab eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt zu präsentieren. Dies stellt ein einheitliches Lagebild der beteiligten administrativen Ebenen sicher.

Details about the publication

Volume2016
Page range171-183
StatusPublished
Release year2016
Language in which the publication is writtenGerman

Authors from the University of Münster

Fritze, Holger
Institute for Geoinformatics (ifgi)