Poeschke J
Research article (book contribution)Das 1453 von Donatello vor dem Santo in Padua errichtete Denkmal des Gattamelata gehört fraglos zu den prominentesten und am besten erforschten Reitermonumenten der Renaissance. In dem vorliegenden Beitrag wird der Blick jedoch weniger auf die oft diskutierten Fragen der Auftraggeberschaft und Gattungszugehörigkeit des Monuments gelenkt als vielmehr auf die ungewöhnliche Konzeption des Reiterbildes, genauer auf jene von anderen zeitgenössischen Reitermonumenten abweichenden Besonderheiten inhaltlicher und formaler Art, die letztlich einer bewußten Sichtbarmachung bestimmter ethischer Normen und gesellschaftlicher Wertevorstellungen dienten. Die Leitfrage lautet: Mit welchen gestalterischen Mitteln und mit welchen inhaltlichen Implikationen wurde an dem Monument das Thema der Virtus zur Anschauung gebracht, inwieweit mit den individuellen Zügen des Condottiere ein dem Status seiner Person entsprechendes ideales Charakterbild verknüpft und damit neben der mimetischen auch der normativen Komponente, auf die an keinem Denkmal verzichtet werden konnte, Rechnung getragen? Es wird im einzelnen aufgezeigt, daß Donatello auf sehr reflektierte Weise solchen Idealvorstellungen nicht nur in den Attributen, sondern auch und vor allem im körperlichen Gebaren des Dargestellten, in dessen Haltung, Gestik und Mimik, sichtbaren Ausdruck verliehen hat.
Poeschke, Joachim | Institute of Art History |