Strittmatter, E., Scheuler, W., Behrens, S., Capone, D., Pohlmann-Eden, B.
Research article (journal) | Peer reviewedEinleitung: Der breiten Anwendung aktueller bildgebender Verfahren zur Klärung der Pathophysiologie des ischämischen Insults steht ein deutlicher Mangel an frühen prospektiven, standardisierten funktionellen elektroenzephalographischen Studien gegenüber. Methoden: In der vorliegenden prospektiven Studie wurden 25 konsekutive Patienten mit erstmaliger akuter, supratentorieller, zerebraler Ischämie ohne Anfallsvorgeschichte untersucht. Hierzu wurden 12 Stunden nach Symptombeginn 24-stündige Langzeit-EEGs abgeleitet. Das neurologische Defizit wurde mittels NIH Stroke Scale (NIHSS) und der Behinderungsgrad mit dem Barthel-Index (BI) zum Zeitpunkt der EEG-Ableitung sowie nach einem Jahr erfasst. Ergebnisse: Die geblindet durchgeführte EEG-Auswertung ergab drei hierarchische Gruppen: unspezifische Verlangsamungen (n = 9, Gruppe C), fokale hochgespannte Entladungen (n = 10, Gruppe B) und epileptiforme Entladungen (n = 6, Gruppe A). Die temporospatiale Evolution spezifischer, elektrischer Potenzialmuster ermöglichte eine verfeinerte Analyse der pathophysiologischen Abläufe. Eine deutlich verlangsamte Grundaktivität, die Manifestation kontralateraler Veränderungen und eine Rhythmisierung des Herdbefundes war positiv korreliert mit dem Auftreten steilerer Potenziale und epileptiformer Entladungen. Die EEG-Gruppen unterschieden sich in der NIHSS, im BI sowie bezüglich des Auftretens epileptischer Anfälle jeweils statistisch hoch signifikant (p < 0,0001). Alle Patienten der EEG-Gruppe C hatten ein gutes Outcome (NIHSS < 10 bzw. BI > 60) und keiner von ihnen entwickelte epileptische Anfälle (EA) (positiver Vorhersagewert [PV] 1; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,72 - 1). Alle Patienten der EEG-Gruppe A zeigten ein schlechtes Outcome (NIHSS > 20 bzw. BI < 20 oder Tod: PV 1; KI 0,61 - 1). 5 der 6 Patienten bekamen EA (PV 0,83; KI 0,36 - 1). Patienten mit EA wiesen eine signifikant erhöhte Mortalität auf (p < 0,025). Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten unterstreichen die Bedeutung von frühzeitigem EEG-Monitoring nach akuter, zerebraler Ischämie für ein erweitertes pathophysiologisches Verständnis ischämieassoziierter Anfälle und prognoserelevanter Faktoren.
Strittmatter, Esther | Clinic of Paediatric and Adolescent Psychiatry and Psychotherapy |