Breuer Franz
Research article (journal) | Peer reviewedIn diesem Beitrag geht es um Probleme der Wissenschaftskommunikation: Wie werden sozialwissenschaftliche Beschreibungen und Erkenntnisse zwischen Forschenden und Beforschten (rück-) vermittelt? Wie werden Beforschte in Forschungsberichten beschrieben, und wie reagieren sie darauf, wenn sie solche Berichte lesen bzw. hören und sich in einem entsprechenden Diskurs zu Wort melden? Eine charakteristische Sichtweisenkonstellation zwischen den beiden Parteien sieht so aus: Sozialwissenschaftlich Forschende nähern sich ihrem Forschungsgegenstand mit einer handlungsentlasteten Neugierhaltung – die Beforschten stehen in den beschriebenen Alltagswelten unter Praxiszwängen, und sie sind persönlich (mit ihrem Milieu und den Protagonist/innen) identifiziert und entsprechend "empfindlich". Am Beispiel eines Forschungsprojekts und dessen Präsentation auf publikumsgemischten Tagungen werden die abwehrenden Reaktionen sozialwissenschaftlich Beschriebener vorgestellt. Sie legen Reaktionen und Strategien an den Tag, mit denen sie auf "unliebsame" Beschreibungen im Diskurs- und Aushandlungszusammenhang antworten. Es werden verschiedene Lesarten der Interaktionen zwischen Forschenden und Beforschten skizziert. Der Versuch des "Zeigens von Bedingungshintergründen" im Untersuchungsfeld wird dort u.U. als Form von "Nestbeschmutzung" aufgefasst und abgelehnt; darauf "reagieren" die Forschenden im wissenschaftlichen Text, u.U. auch in Form von "Abrechnung". Es wird die Frage aufgeworfen, wie mit derartigen widersprüchlich-konflikthaften Konstellationen und Sichtweisen im Diskurs zwischen Beteiligten und Beobachter/innen produktiv umgegangen werden kann.
| Breuer, Franz | Adjunct Professorship for Educational Psychology, Adult Development and Aging, Qualitative Research Methods (apl. Prof. Breuer) |