Kottmann, Brigitte; Pieper, Catania; Miller, Susanne
Book (monograph)Das Projekt „Schule für alle“ ist bereits seit 1994 fester Bestandteil der Lehrer:innenbildung der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld. Es handelt sich um ein Patenschaftsprojekt bzw. Schüler:innenhilfeprojekt, wie sie an zahlreichen Universitäten in unterschiedlichen Formen angeboten werden. Im Projekt „Schule für alle“ begleiten Lehramtsstudierende – in der Regel Studierende des Lehramts für die Grundschule oder für die Grundschule mit Integrierter Sonderpädagogik – über zwei Semester ein Grundschulkind, das von Bildungsbenachteiligung betroffen ist. In dieser Patenschaft liegen Potenziale, von denen sowohl die teilnehmenden Studierenden als auch in besonderem Maße die Schülerinnen und Schüler profitieren können. Dieses Buch konkretisiert die Rahmenbedingungen und Inhalte der Projektkonzeption entlang der theoretischen, strukturellen und praxisbezogenen Ausrichtung und bezieht die Perspektiven der verschiedenen Akteurinnen und Akteure ein. Die Projektidee ist seit 30 Jahren nahezu unverändert aktuell – angesichts der gegenwärtigen Ergebnisse von Leistungsvergleichsstudien und des massiven Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Bildungs(miss)erfolg vielleicht sogar aktueller denn je (vgl. Stanat u.a. 2022; McElvany u.a. 2023). Im Rahmen der im Jahr 2015 seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung der BRD initiierten „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ wurde das Projekt „Schule für alle“ in der Zeit von 2016 bis 2023 als Teilmaßnahme des Bielefelder Projekts BiProfessional systematisch begleitet und erforscht. Dies ermöglicht Einblicke in verschiedene Lehr- und Forschungsaktivitäten, lässt die am Projekt Beteiligten selbst zu Wort kommen und zeigt punktuelle Einblicke in deren Erfahrungen. Ziele dieser Publikation bestehen darin, die theoretische Grundlegung, die praxisorientierte Konzeption und Umsetzung der fallbasierten Projektarbeit sowie deren Potenziale aufzuzeigen: Erstens wird angestrebt, das Projekt „Schule für alle“ umfassend zu dokumentieren. Das bedeutet, dass die inhaltlichen und organisatorischen Aspekte, der konkrete Ablauf sowie die Rollen und Aufgaben der beteiligten Personengruppen systematisch dargestellt werden. Die pädagogische Einzelfallarbeit der Studierenden, die sowohl schulische als auch außerschulische Schwerpunkte umfasst und über die eine kontinuierliche individuelle Förderung der Kinder gewährleistet wird, ist zentrales Strukturmerkmal des Projekts „Schule für alle“. Zweitens präzisiert die Projektdokumentation die zugrundeliegende theoretische Konzeption, die sich gemäß der Projektbezeichnung „Schule für alle“ an der „Grundschule als Schule für alle Kinder“ orientiert. Dazu gehören auch Fragen der Professionalisierung der zukünftigen Lehrkräfte: Die teilnehmenden Studierenden profitieren in hohem Maße von den Einblicken, Erfahrungen und Theorie-Praxis-Reflexionen. Sie werden für die Heterogenität von Lerngruppen und Lebensbedingungen, aber auch für selektive Strukturen, diskriminierende Praktiken und mögliche Folgen von Bildungsbenachteiligung sensibilisiert. Drittens können über die Dokumentation andere Universitäten oder Organisationen ermutigt und darin unterstützt werden, ähnliche Patenschaftsprojekte zu konzipieren und anzubieten. Die detaillierte Vorstellung der Projektkonzeption dient somit auch dem Verfügbarmachen für andere (universitäre) Standorte im Sinne eines nachhaltigen Wissensmanagements.
| Pieper, Catania Naghia Jessica | International Centre for Talent Research |