Steinhäuser, Cornelia; Buttschardt, Tillmann K.; Binder, Julia; Middelanis, Thomas; Leggat, Olivia
Working paperDie Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) gilt als Instrument zur Unterstützung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums. Die Studie untersucht, ob darin die Bedürfnisse junger Menschen in der Landwirtschaft angemessen berücksichtigt werden und welche Anpassungen aus deren Sicht erforderlich wären. Dabei werden moderne Agroforstsysteme als eine mögliche Strategie zur nachhaltigen Bewältigung aktueller ökologischer, ökonomischer und sozialer Krisen betrachtet und es wird untersucht, wie sich Studierende an zwei Schulen für Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen dazu positionieren. Die Datenerhebung umfasst digitale Fragebögen, Gruppeninterviews und partizipative Workshops. Die Auswertung erfolgt durch Triangulation der quantitativ und qualitativ erhobenen Daten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Teilnehmenden mehrheitlich vor Herausforderungen wie finanzielle Hürden, begrenztem Zugang zu Ressourcen, anspruchsvollen Arbeitsbedingungen und einer kritischen Wahrnehmung durch die Gesellschaft sehen. Gleichzeitig ist eine starke Identifikation mit dem Beruf zu beobachten. In Bezug auf die GAP kommt es nicht zur tieferen Auseinandersetzung. Diskussionen über aktive Handlungsmöglichkeiten werden vernachlässigt, während die Kritik an Bürokratie, Planungsunsicherheit und Vorgaben dominiert. Bei den gestellten Forderungen nach Vereinfachung und unternehmerischer Freiheit zeigt sich oft gleichzeitig eine Unfähigkeit, konkrete Bedürfnisse zu artikulieren. Die Einführung von Agroforstsystemen wird von nur wenigen Teilnehmenden als nachhaltige Strategie wahrgenommen, vielmehr wird häufig ihr Bedarf an Fläche als Nachteil hervorgehoben. Viele Teilnehmenden beziehen sich auf die GLÖZ 8 und sehen Agroforstsysteme hauptsächlich im Kontext des Naturschutzes, nicht ihr betriebswirtschaftliches Potenzial oder als eine Weiterentwicklung der Landwirtschaft. Insgesamt können bei den Antworten kleinere und größere Unterschiede zwischen Geschlechtern, zwischen Hofnachfolger*innen und Neueinsteiger*innen, sowie zwischen konventioneller oder ökologischer Landwirtschaft festgestellt werden. Dies bezieht sich auf Aspekte wie Optimierung der Abläufe, Kreativität und Sinngebung der landwirtschaftlichen Tätigkeit, Kommunikationsfreude, Leidenschaft für den Beruf, wie auch einem unterschiedlich kritischen Hinterfragen des aktuellen Agrar-Ernährungssystems. Die Studie diskutiert die Bedeutung dieser Vielfalt und unterstreicht das Potential, verschiedene Perspektiven zu integrieren, um innovative, diverse Ideen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft beizutragen. Die Studie schließt mit vier Empfehlungen (1) zum Aufzeigen von Möglichkeitsräumen und Chancen, (2) zum Begreifen der Landwirtschaft als Teil des gesamtgesellschaftlichen Ernährungssystems, (3) zur Mitgestaltung der Transformation sowie (4) zum politischen Bekenntnis zu sicheren und standortgerechten Lösungsstrategien.
Steinhäuser, Ana Cornelia | Professur für Angewandte Landschaftsökologie/Ökologische Planung (Prof. Buttschardt) |