History of German Sports Medicine (GddSM)

Basic data for this project

Type of projectIndividual project
Duration at the University of Münster01/03/2015 - 31/08/2017

Description

Ziel des Forschungsprojekts ist es, eine theoretisch und methodisch fundierte, sozial- und kulturhistorisch angelegte Geschichte der deutschen Sportmedizin seit ihren Anfängen am Ende des 19. Jahrhunderts zu schreiben. Die Genese der spezifischen sozialen „Figuration“ (Elias) von Leibes- und Gesundheitserziehern, Heilberufen und schließlich Sportärzten zwischen Sport, Medizin, Gesellschaft und Politik ist Gegenstand der historischen Analyse auf der Grundlage ausgewählter Quellen, Literatur und Zeitzeugeninterviews. Die Rolle und Bedeutung der Sportmedizin zwischen „Gesundheitsprävention und Leistungsmedizin“ beinhaltet sowohl präventive medizinische und sporttherapeutische Maßnahmen, also solche, die durch Bewegung, Spiel und Sport zur Vorbeugung von Krankheiten und Beschwerden und zur Stärkung gesundheitlicher Ressourcen (Salutogenese) beitragen, als auch kurative, therapeutische Mittel und Methoden der Behandlung von Sportschäden und Sportverletzungen. Schließlich hat sich die gezielte medizinische Beratung und Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern, insbesondere im Bereich des Leistungs- und Hochleistungssports, als ein von Sport und Gesellschaft besonders nachgefragtes Betätigungsfeld von Sportärzten entwickelt, in dem es auch um die Optimierung sportlicher Leistungen geht. Die Sportmedizin hat sich als medizinische und sportwissenschaftliche Teildisziplin zwischen den sich ausdifferenzierenden medizinischen Wissenschaften einerseits und den Sportwissenschaften andererseits entwickelt. Bis heute gibt es keine Approbation zum Facharzt Sportmedizin, sondern lediglich eine sportmedizinische Zusatzausbildung. Die Etablierung der Sportmedizin vollzog sich letztlich im Kontext der wachsenden Bedeutung der Leibesübungen und des Sports in der Gesellschaft. Die Entwicklung des Sports bzw. des Leistungssports führte dazu, dass sich der Athlet vom „Normalbürger“ in seinen Bedürfnissen und Anforderungen an eine medizinische Betreuung deutlich unterschied. Er diente nicht nur als Objekt wissenschaftlich-medizinischer Untersuchungen über die Möglichkeiten und Grenzen physischer menschlicher Leistungsfähigkeit, sondern er braucht(e) auch besondere ärztliche Betreuung und Unterstützung. Die Entwicklung der Sportmedizin steht in enger Beziehung zu Sport, Wissenschaft und Medizin sowie Politik, Kultur und Gesellschaft. Dieses Beziehungsgeflecht zeigt sich auch bei der Untersuchung des Berufsverbandes der deutschen Sportärzte. Der Deutsche Sportärztebund geht auf das 1912 gegründete Deutsche Reichskomitee zur wissenschaftlichen Erforschung der Leibesübungen zurück, das sich 1924 in Deutscher Ärztebund zur Förderung der Leibesübungen und 1933 in Deutscher Sportärztebund umbenannte. 1950 wurde der Verband neu gegründet. In der DDR gründete sich 1956 die Gesellschaft für Sportmedizin der DDR, die sich 1990 dem Deutschen Sportärztebund anschloss. 1999 nannte der Verband sich in Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention um. Er ist eine der größten medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland. Ausgehend von diesen Prämissen erhebt das Projekt den Anspruch, einen wichtigen Beitrag zu einer historisch-kritischen Analyse der Sportmedizin in Deutschland zwischen Präventions- und Leistungsmedizin zu leisten. Hierbei soll, jeweils bezogen auf die einzelnen Phasen der sportmedizinischen Entwicklung, das Geflecht von gesellschaftspolitischen Ansprüchen an die Sportmedizin, ihr fachliches und ethisches Selbstverständnis sowie die sich im individuellen und kollektiven Handeln äußernde Instrumentalisierung der Leistungen von Sportärzten durch Athleten, Trainer, Funktionäre, Sport und Politik untersucht und beleuchtet werden. Es gilt, den Wandel des Selbstverständnisses der deutschen Sportmedizin zwischen Sozialmedizin, Arbeits- und Leistungsphysiologie, rehabilitativer und präventiver bzw. kurativer und gesundheitsmedizinischer Konzepte zu erforschen. Dies geschieht sowohl auf der Grundlage des Studiums und der Analyse von Quellen zur Verbands- und Organisationsgeschichte als auch sportmedizinischer Fachliteratur und Zeitschriften. Die Untersuchung kann auf Quellenstudien und zahlreichen Vorarbeiten aufbauen, die im Zusammenhang mit einem im Jahr 2012 abgeschlossenen, vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Projekt zur Geschichte des Dopings in Deutschland vorgenommen wurden.

KeywordsSportmedizin; Sportgeschichte; Doping; Gesundheit; Prävention; Rehabilitation; Leistungsmedizin; Ethik und Geschichte der Medizin; Enhancement
Funder / funding scheme
  • Federal Office of Administration (BVA)

Project management at the University of Münster

Krüger, Michael
Professorship for Physical Education, Cultural Studies, and History of Sports (Prof. Krüger)

Applicants from the University of Münster

Krüger, Michael
Professorship for Physical Education, Cultural Studies, and History of Sports (Prof. Krüger)

Research associates from the University of Münster

Becker, Christian
Professorship for Physical Education, Cultural Studies, and History of Sports (Prof. Krüger)
Nielsen, Stefan
Professorship for Physical Education, Cultural Studies, and History of Sports (Prof. Krüger)