Der Übergang in die Grundschule geht für jedes Kind mit zahlreichen Veränderungen einher, die sich nicht nur als Kontinuitäten, sondern auch als zu bewältigende Diskontinuitäten darstellen (von Bülow, 2011). Letztere zeigen sich dann als kritische Lebensereignisse, wenn sie das Passungsgefüge zwischen der Person und seiner Umwelt so aus einem Gleichgewicht bringen, dass Anstrengungen zur Wiederherstellung selbiger nötig sind (Filipp, 1995). Dies versucht das Kind mittels verschiedener Bewältigungsstrategien im ko-konstruktiven Sinne (Griebel & Niesel, 2002 & 2011). Insbesondere im letzten Kindergartenjahr setzt sich das Kind mit seiner Rolle als zukünftiges Grundschulkind auseinander. Je adäquater das Wissen über die Schule sowie schulisches Lernen sowie die damit verbundenen Erwartungen daran ist, desto schneller kann sich das Kind in der neuen Institution zurecht finden und sich als Schulkind identifizieren (Kluczniok & Roßbach, 2014). Darüber hinaus sind an diese Erwartungen auch Emotionen geknüpft, die sich z.B. als Vorfreude auf das Lernen von Schreiben, Lesen und Rechnen oder als Angst vor Verlust von Freundschaften oder vor einschränkenden Strukturen der schulischen Institution ausdrücken (Griebel & Niesel, 2002). In der Regel sind die Veränderungen im Übergang jedoch nicht so massiv, dass sie zu erheblichen Anpassungsstörungen und damit zum Scheitern des Übergangs führen (Beelmann, 2006; Faust 2012; Grotz, 2005). Vielmehr äußern sich Kinder positiv über bereits erste – wenn auch unkonkrete – Fachbezüge auf das Erlernen von Lesen, Rechnen und Schreiben (Kasanmascheff & Martschinke, 2014) und betonen kindergartennahe Tätigkeiten als „Inseln der Kindheit“ (Griebel & Niesel, 2002, S. 82). Auf dieser Grundlage scheint eine intensivere Unterstützung der Kinder bei der Übergangsbewältigung erstrebenswert, um das Wissen über Schule auszudifferenzieren (Eckerth & Hanke, 2015). In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings die Frage, inwiefern sich im letzten Kindergartenjahr Wissen und Erwartungen und die damit einhergehenden Gefühle von Kindern über und an die Grundschule verändern. Das Projekt „WEGE in die Grundschule“ nimmt dabei die Kinderperspektive in den Blick und diskutiert auf Basis von Kinderinterviews in NRW, inwieweit Wissen über die Institution Schule und über schulisches Lernen vorhanden ist und welche Auswirkungen es auf das emotionale Erleben des Übergangs zeigt. Herausgestellt werden Vorstellungsmuster über Schule, die sich hinsichtlich möglicher Konsequenzen für eine professionelle und anschlussfähige Gestaltung des Anfangsunterrichts darstellen lassen. Anschlussfähig ist Anfangsunterricht dann, wenn Erwartungen erfüllt werden und Lehrkräfte sensibel mit Fehlvorstellungen umgehen können. Daher rückt neben diesem als Längsschnitt angelegten Aspekt auch die Gestaltung des Übergangs durch Fachkräfte aus Kita und Grundschule in den Fokus.
Hein, Anna Katharina | Department I: School Education and General Teaching |
Streffer, Henrik | Institute of Educational Sciences (IfE) |