„Du sollst nicht töten" ist einer der meist zitierten Sätze der Bibel; vielleicht, weil er die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens auszudrücken scheint. In der Bibel ist dieses Verbot religiös fundiert. Das Verbot ist leicht zu universalisieren und wurde und wird daher auch in nichtreligiösen und politischen Kontexten angewendet. Es ist im kollektiven Gedächtnis verschiedener Kulturen verankert. Aber ist durch dieses Verbot jegliche Form des Tötens von vornherein untersagt, oder gibt es auch legitime Formen? Gilt dieses Verbot nur innerhalb der eigenen Gruppe, oder darf man überhaupt keine Menschen töten? Wird das Tötungsverbot in Vorstellungen von Eigenschaften und Handlungen Gottes beziehungsweise der Götter reflektiert? In der Tagung wird es daher darum gehen, Hintergrund und Reichweite des Tötungsverbots als Norm in den jüdischen und christlichen Traditionen zu untersuchen. Angefangen beim Tötungsverbot im ursprünglichen Kontext des Dekalogs in seinen beiden Fassungen wird nach Wirkung und Rezeption in sonstigen biblischen sowie frühjüdischen und frühchristlichen Texten gefragt werden. Darüber hinaus soll die Frage nach der wechselseitigen Beeinflussung zwischen dieser und paganen Traditionen im Hinblick auf die Wertung von Leben und Tod grundlegend sein.
Löhr, Hermut | Professur für Neues Testament und Geschichte und Literatur des frühesten Christentums (Prof. Löhr) |
de Vos, Cornelis | Cluster of Excellence "Religion and Politics" Centre for Eastern Mediterranean History and Culture (GKM) Professorship of New Testament and Ancient Judaism (Prof. Doering) |