EXC 212 C10 - Universal Claims and National Identities: The Vatican Stance on Ethnic Conflicts in the Period Between the World Wars

Basic data for this project

Type of projectSubproject in DFG-joint project hosted at University of Münster
Duration at the University of Münster01/11/2007 - 31/10/2012 | 1st Funding period

Description

Religion spielte für die europäischen Nationalbewegungen des 19. und 20. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Während allerdings der Protestantismus den preußisch-deutschen Nationalstaat tief prägte, gestaltete sich die Beziehung der katholischen Kirche zur Nationalstaatlichkeit nicht zuletzt wegen ihres universellen Geltungsanspruches um einiges schwieriger. Vor allem in der Zeitspanne zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, in der die europäischen Nationalismen ihren Gipfel erreichten, brachte für die Katholiken eine komplexe überlagerung religiöser und nationaler Identifizierungsmuster mit sich. Das Projekt wird solche Identitätsüberlagerungen untersuchen und insbesondere der Frage nachgehen, auf welche Weise sich die katholische Kirche verhielt, wenn verschiedene Nationalitäten miteinander in Konflikt gerieten. Zu diesem Zweck sollen drei katholisch geprägte Grenzregionen in den Blick genommen werden, die als Krisenherde galten, weil sie von verschiedenen Nationalbewegungen beansprucht wurden: Elsaß-Lothringen, Südtirol und Oberschlesien standen nicht nur im Fokus der an den Konflikten beteiligten Staaten, sondern im Rampenlicht der gesamten europäischen Presse. Nicht nur wegen der exponierten Rolle der drei Regionen in der politischen Berichterstattung war der Vatikan gezwungen, sich mit den Nationalitätenkonflikten auseinanderzusetzen. Denn aus den Konflikten folgte auch ein innerkirchliches Dilemma: Einerseits konnte es sich der Heilige Stuhl nicht erlauben, Zweifel an seiner überparteilichkeit aufkommen zu lassen, die durch den universalen Anspruch der Religion begründet war. Andererseits war der Vatikan immer wieder gezwungen, in politischen Fragen Stellung zu beziehen, die konkrete Auswirkungen auf die nationalen Minderheiten hatten. Die „Neutralität“, die sich die vatikanische Diplomatie auf die Fahnen geschrieben hatte, war ein Versprechen, das kaum einzulösen war. Die Haltung des Vatikans zu den Nationalitätenkonflikten der Zwischenkriegszeit ist bislang noch nicht in zusammenhängender Weise erforscht worden. Eine vergleichende Betrachtung der Regionen Elsaß-Lothringen, Südtirol und Oberschlesien wird ergeben, ob die vatikanische Politik eine konsequente Linie im Umgang mit nationalen Minderheiten verfolgte, oder ob sich ihr Handeln eher nach Sympathien (etwa zum polnischen Nationalkatholizismus) bzw. Antipathien (z. B. zum französischen Laizismus) richtete. Wie begegnete die katholische Kirche etwa den Nationalisierungsversuchen der Politik, wenn es um Predigten in der „Minderheitensprache“ ging? Auf welche Weise beeinflußten Konkordate die Handlungsalternativen der Kirche in Minderheitenfragen? Wie reagierte die katholische Kirche, wenn der Zuschnitt der Diözesen nicht den Landesgrenzen der Nachkriegszeit entsprach, und sich daraus Probleme ergaben? Solche Fragen werden auf der Grundlage von Quellen aus verschiedenen Staats- und Kirchenarchiven untersucht.

Keywordsnationale Identitäten
Website of the projecthttp://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/forschung/projekte/c10.html
Funder / funding scheme
  • DFG - Cluster of Excellence (EXC)

Project management at the University of Münster

Schulze, Thies
Department of History

Applicants from the University of Münster

Schulze, Thies
Department of History