Die in den letzten Jahren ans Licht gekommenen internationalen wie nationalen Skandale im Leistungsturnen zeigen, dass es dringend notwendig ist, Schutz- und Förderkonzepten zur Sicherung des Kindeswohls im Turnleistungssport zu entwickeln. Ein Schutz- und Förderkonzept im Leistungssport soll präventiv den verschiedenen Formen und Ausprägungen von Gewalt, Vernachlässigung und Entwicklungsgefährdung effektiv entgegenwirken, die im Zusammenhang des Sporttreibens auftreten können. Außerdem sollen im Fall des Eintretens solcher Erfahrungen und Gefährdungen niedrigschwellige Zugänge zu Schutz und Unterstützung eingerichtet sein, Interventionsabläufe und Handlungspläne sollen geklärt und das fortwährende Lernen der Einrichtungen des Verbandes aus solchen Erfahrungen gesichert sein. Neben diesen präventiv-schützenden Aspekten wäre es aus pädagogischer Sicht sehr wünschenswert, wenn ein solches Konzept auch die positiven, entwicklungsfördernden Ziele des Trainings einschließt und möglichst wirksam unterstützt: die leistungssportliche, psychosoziale und motivationale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Um diesen anspruchsvollen Zielen gerecht zu werden, muss ein solches Konzept verschiedene Bausteine enthalten, die miteinander effektiv vernetzt sein sollten. Es kann dabei sowohl auf der Ebene der Organisationsstruktur/Organisationsentwicklung, auf der Ebene der Entwicklung des Personals, insbesondere der haupt- u. ehrenamtlichen Trainer*innen angesiedelt, als auch auf die Gruppe der Athlet*innen und Eltern ausgerichtet sein. Das Zusammenspiel auf verschiedenen Ebenen macht ein Schutz- und Förderkonzept lebendig und wirksam.
Kohake, Kathrin | Professorship for Physical Education and Teaching Research (Prof. Neuber) |