Unterprojekt 1: Umfassende Bewertung der Krankheitslast und der zusätzlichen Mortalität aufgrund der COVID-19- Pandemie und der pandemischen Reaktionen - einschließlich direkter, indirekter und reaktionsabhängiger Auswirkungen Die zu erwartende Krankheitslast und die zusätzliche Sterblichkeit sind die entscheidenden Parameter für Entscheidungen zur Eindämmung der COVID-19 Epidemie. Aktuell werden insbesondere die möglichen Todesfallzahlen und die Belastungen des Gesundheitssystems im Vergleich zu den Bettenkapazitäten als relevante Parameter modelliert. Die tatsächliche Krankheitslast und zu erwartende zusätzliche Sterblichkeit ergibt sich aber aus vier Haupteffekten: 1) Direkte durch COVID-19 entstehende Krankheitslast 2) indirekte Krankheitslast durch Überlastungen des Gesundheitssystems 3) Krankheitslast durch ökonomischen Schaden der Pandemie/ Maßnahmen gegen die Pandemie 4) Krankheitslast durch Veränderungen in sozialer Distanz. Bei den aktuell diskutierten und durchgeführten nicht-pharmakologischen Maßnahmen handelt es sich im Wesentlichen um ein unterschiedliches Ausmaß folgender grundlegender Maßnahmen: 1) Ein hypothetisches „do nothing"-Szenario 2) Unterschiedliche Ansätze zu einer Erhöhung des Fallisolation- und Kontaktquarantäneanteils 3) Verstärkter Schutz von Bevölkerungsgruppen mit einem durch COVID-19 erhöhtem Sterberisiko 4) Soziale Distanz für die gesamte Bevölkerung in unterschiedlichem Ausmaß und in unterschiedlichen Wirkungsräumen (Privat, Schule, Arbeit). In jedem dieser Szenarien müssen aber alle der oben beschriebenen vier Haupteffekte berücksichtigt werden. Dies gilt für die Beratung von Entscheidern, ebenso wie für die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion. Die bisherigen Berechnungen der direkten Krankheitslast für die oben beschriebenen Szenarien reichen nicht aus. Nur mit einem umfassenden Verständnis der entstehenden Krankheitslast in unterschiedlichen Szenarien sind valide Entscheidungen für zu treffende Maßnahmen auf regionaler und nationaler Ebene möglich. Wir haben daher eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Epidemiologen, Soziologen, Data Scientists und Ökonomen gebildet. Diese führen Evidenzsynthesen und Metaanalysen und, wo notwendig, eigene ökologische Studien, Berechnungen oder Modellierungen mit kollaborierenden externen und internen Experten auf dem Gebiet der Infektion- und ökonomischen Modellierung durch. Durch Berücksichtigung aller direkter und indirekter Effekte auf die Krankheitslast und die zusätzliche Mortalität, wird die Grundlage für valide Entscheidungen geschaffen.
Karch, André | Institute of Epidemiology and Social Medicine |
Karch, André | Institute of Epidemiology and Social Medicine |