Szenarien – Modellierungen des Politischen im deutschsprachigen Drama

Im politischen Drama werden Modelle des Politischen performativ entworfen und verhandelt. Die grundlegende These des Projekts lautet, dass mithilfe dieser dramatischen Modelle das Politische durchgespielt, simuliert wird und Dramen daher als künstlerische Experimentierform verstanden werden können, die eine Funktion innerhalb der gesellschaftlichen Aushandlungen des Politischen erfüllen: Sie dienen als Szenarien, indem sie eine reale Vorlage ästhetisch bearbeiten und auf die Bühne bringen, somit ein Entwurf von einer bestehenden politischen Wirklichkeit sind, und zugleich im Modus des Hypothetischen mögliche zukünftige Handlungsoptionen ausloten und daher ein Modell für eine veränderte politische Wirklichkeit sind. Das Politische wird auf diese Weise erfassbar als eine Gleichzeitigkeit von Mimesis und Konstruktion, als ein im hohen Maße dynamisches Textverfahren, das mit bestimmten Ästhetiken einhergeht: Die immer wieder theoretisierte Wirkmächtigkeit des Theaters für politische Ziele erkennt dieses Projekt daher als gerade in der Performanz dynamischer Modellbildungen angelegt.