Die Textilien aus spätantiker und frühislamischer Zeit im Museum August Kestner in Hannover

In der Dissertation wurde erstmals die bedeutende Sammlung spätantiker koptischer und frühislamischer Textilien aus Ägypten im „Museum August Kestner“ in Hannover umfassend dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet. Durch akribische Provenienzforschung und innovative Methoden gelang es, den Großteil der Textilien nach Achmim (Panopolis) zu lokalisieren und neue Erkenntnisse über Händler- und Sammlernetzwerke zwischen Ägypten, Europa und Nordamerika im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu gewinnen. Intensive ikonographische Studien greifen Fragen nach den vesmentären Kommunikationsabsichten der Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie deren Präferenzen bei der Auswahl von Bildmotiven für Kleidung und häusliche Ausstattungstextilien auf. Mitunter lassen sich anhand der Textilien sogar Rückschlüsse auf den sozialen Status, das Geschlecht, das Alter, den Beruf oder die Religionszugehörigkeit der ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer ziehen. Die komplexe Frage nach motivischen Vorlagen wird anhand der sogenannten Joseph-Tex lien und ihrer Beziehung zu den Miniaturen der „Co onGenesis“ (British Library, Cotton MS Otho B VI) analysiert. Die Textilien geben als archäologisch und historisch relevante Zeugnisse wichtige Einblicke in die Alltagswelt ihrer einstigen Besitzerinnen und Besitzer. Ihre Analyse bietet neue Anhaltspunkte für die Erforschung der städtischen Gesellschaften Ägyptens von der Spätantike bis in die frühislamische Zeit.