Mit und ohne Zuschauende: der Heimvorteil der letzten 25 Jahre in den deutschen 1. Volleyballligen

Grunddaten zum Vortrag

Art des Vortragswissenschaftlicher Vortrag
Name der Vortragendenvan Meurs, Edda; Rehr, Jan-Philipp; Raue-Behlau, Charlotte; Strauss, Bernd
Datum des Vortrags18.06.2022
VortragsspracheDeutsch

Informationen zur Veranstaltung

Name der VeranstaltungEin Gehirn, viel Bewegung – Variabilität und Plastizität über die Lebensspanne 54. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie
Zeitraum der Veranstaltung16.06.2022 - 18.06.2022
Ort der VeranstaltungMünster
Veranstaltet vonasp

Zusammenfassung

Das Ausmaß des Heimvorteils in Mannschaftssportarten hängt von verschiedenen Variablen ab, z.B. von der Sportart und dem Geschlecht (vgl. Gomez et al., 2021). Die bisher wenigen Studien im Volleyball (Übersicht: Paloa et al., 2021) untersuchten hauptsächlich Frauenligen (Ausnahmen: Paloa et al., 2015; Pollard & Gomez, 2017), mit häufig einer nur geringen Anzahl an Spielen und ohne erklärende Variablen (z.B. Zuschauerzahlen, Entfernung; Carron et al., 2005) miteinzubeziehen. In der statistischen Auswertung war es außerdem bisher unüblich, die genestete Datenstruktur mit hierarchischen Multilevel-Modellen (HLM) zu analysieren. Dies wird seit Kurzem für Heimvorteils-Analysen in anderen Sportarten bereits berücksichtigt (siehe z.B. NBA, MLB, NFL: Higgs & Stavness, 2021; Fußball: McCarrick, Bilalic, Neave, & Wolfson, 2021). Für Volleyball-Daten ist dies bislang auch international nicht geschehen. Die vorliegende Archivanalyse untersucht erstmalig den Heimvorteil auf der höchsten Ebene des deutschen Volleyballs (Männer und Frauen) über 25 Jahre, einschließlich einer Reihe von COVID-19-Spielen mit Zuschauerbeschränkungen. Wir analysieren, wie absolute Zuschauerzahlen und die Dichte (relative Auslastung der Halle), Reiseentfernungen und COVID-19-bedingte Veränderungen den Heimvorteil beeinflussen. Dafür wurden Daten von volleyball-bundesliga.de in Zusammenarbeit mit dem DVV zu allen Volleyball-Spielen von 1996 bis 2021 von der männlichen und weiblichen Bundesliga sowie Play-off-Spiele analysiert (N=6.811, 52,8% weiblich). Die Daten enthalten Details zu Spielstatistiken, Spielort, Hallenkapazitäten und Zuschauerzahl. Im HLM sind die Daten in den k=107 Mannschaften genestet, die seit 1996 in beiden Ligen gespielt haben (Var=0,001; keine Modellverbesserung: AICdiff=2,2). In allen Jahren besteht ein kleiner bis mittlerer Heimvorteil (53%-60%; cf. Paloa et al., 2021). Die Gewinnchancen einer Mannschaft stiegen um OR=2,78, 95% CI [2,29; 3,38], wenn sie in der eigenen Halle antraten, wobei die Leistungsstärken der Mannschaften, operationalisiert über die Tabellenplatzierungen zum Zeitpunkt des jeweiligen Spiels (OR=1,68 [1,64; 1,71]) und die Unterschiede zwischen der Männer- und Frauen-Liga (ORweiblich=0,86 [0,72; 1,03]) berücksichtigt wurden. Der Heimvorteil hängt weder signifikant mit der Anzahl der Zuschauenden (absolut: OR=0,96 [0,87; 1,06]) oder der Dichte (OR=0,97 [0,88; 1,07]) als auch der zurückgelegten Entfernung der gegnerischen Mannschaft (OR=0,92 [0,84; 1,02]) zusammen. Der Heimvorteil verändert sich im Laufe der 25 Jahre nicht signifikant (OR=1,06 [0,89; 1,26]), auch nicht in der COVID-19-Pandemie im Vergleich zu den Spielen vor der Pandemie (OR=0,96 [0,66; 1,39]). Ähnliche Trends wurden für die Anzahl der gewonnenen Sätze beobachtet. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Anzahl der Zuschauenden und Dichte sowie die Entfernung zwischen den Heimhallen der Mannschaften den Heimvorteil statistisch nicht erklären können, zumindest nicht im Volleyball.
StichwörterHeimvorteil; Volleyball

Vortragende der Universität Münster

Raue-Behlau, Charlotte
Professur für Sportpsychologie (Prof. Strauß)
Strauß, Bernd
Professur für Sportpsychologie (Prof. Strauß)
van Meurs, Edda
Professur für Sportpsychologie (Prof. Strauß)