Bernhardt, Sebastian
Forschungsartikel (Buchbeitrag)Wenn Literatur die Schüler:innen nicht mehr emotional erreicht, Schwierigkeiten in der Lesekompetenz den Zugang zu ästhetischen Erfahrungen verstellen und im Rahmen des Unterrichts stark unterschiedene Bildungschancen bestehen, scheint der Literaturunterricht in einer Krise zu stecken. Die Herstellung von Anschaulichkeit scheint vor diesem Hintergrund eine Möglichkeit, um ein vermeintlich verstiegenes Thema, die literarästhetische Erfahrung, wieder mental greifbar zu machen. Allerdings ist im Literaturunterricht nicht auf den ersten Blick klar, wie Anschaulichkeit hergestellt werden könnte, wenn Literatur doch als immaterieller Gegenstand aufgefasst wird, der erst im Zusammenspiel mit der Rezeption entsteht. In diesem Beitrag wird es darum gehen, Ausstellungen als außerschulische Lernorte für den Literaturunterricht und das literarästhetische Lernen zu perspektivieren. Dabei wird gezeigt, dass die Szenografie – die inszenatorische Ausnutzung des Raums und der leiblichen Präsenz der Besucher:innen – Möglichkeiten einer affektiven Annäherung an literarische Erfahrungen bietet. Anhand schauphilologischer ebenso wie immersiv und sozial szenografierter Arrangements soll dargestellt werden, dass Literaturausstellungen in einem spezifischen Sinne inklusive ästhetische Erfahrungen ermöglichen, Barrieren abbauen und die Schwierigkeiten der Literaturrezeption überwinden. Damit kann eine Heranführung an das literarische Verstehen erfolgen und eine ästhetische Wahrnehmungsförderung erzielt werden.