Dzudzek, Iris
Forschungsartikel (Zeitschrift) | Peer reviewedUrbane Experimente wie Reallabore oder citizen science sind mit ihrem Fokus auf die transdisziplinäre „Lösung von Problemen“ zu beliebten Strategien geworden, nachhaltige Transformationen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Stadtgesellschaft voranzutreiben. Die vorliegende Resonanz argumentiert, dass eben dieser Fokus die zentrale Stärke wissenschaftlichen Arbeitens, die Reflexion, in mehrfacher Weise erschwert, ja verhindert. Sie fokussiert entsprechend auf das „Problem der Lösung“. Zudem zeigt sie, welche Rolle eine kritische transdisziplinäre Forschung im Transfer zwischen Hochschule und Stadtpolitik spielen kann. Hierzu skizziert sie kurz die Rolle kritisch-geographischer Konzepte, Methoden und Interventionsformen für transdisziplinäre Forschung, Forschungstransfer und Politikentwicklung mittels urbaner Experimente. Sodann wird die Verkürzung urbanen Experimentierens im Zuge neoliberaler Stadt- und Wissenschaftspolitik als Produktion von Lösungen problematisiert und ein Kritik- und Reflexionsverständnis kritischer Stadtgeographie skizziert, das es ermöglicht, diese Verkürzungen aufzubrechen und urbane Transformation auf ihre Bedingungen, Ausschlüsse und Alternativen hin machtkritisch zu befragen. Damit steht kritische Wissenschaft nicht für bessere Lösungen, sondern dafür, Rahmenbedingen zu schaffen und Menschen zu ermächtigen, gute Entscheidungen und Lösungen im Sinne der gesamten Stadtgesellschaft zu finden. Abschließend werden die Rahmenbedingungen von Stadtpolitik und Wissenschaftsförderung diskutiert, die in der Lage sind, das gesellschafts- und raumgestaltende Potenzial kritischer Stadtgeographie zu heben.
Dzudzek, Iris | Professur für Kritische Stadtgeographie (Prof. Dzudzek) |