Röttger, Sarah
Fachbuch (Monographie) | Peer reviewedDie Kirchengeschichte kennt zwei Traditionen, Äbtissinnen zu weihen: Eine erste Tradition, die sich seit dem frühen Mittelalter entwickelte, und eine zweite, die im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanum geschaffen wurde. Die Äbtissinnenweihe gestaltete sich zunächst in zentralen Punkten analog zu den Weiheriten der männlichen Diakone, Priester und Bischöfe. Seit dem Spätmittelalter zeigte sie große Parallelen mit der Bischofsweihe. Das Zweite Vatikanum schuf schließlich ein neues Deutungssystem, das die Äbtissinnenweihe in ihrer Gestalt der ersten Tradition "unerträglich" und eine Neugestaltung nötig machte. Sarah Röttger zeichnet die Versuche nach, hier trotz eines offensichtlichen Traditionsbruches eine ununterbrochene Kontinuität des päpstlichen Lehramtes zu behaupten. Gleichzeitig zeigt sie, dass der Spielraum hinsichtlich der Reformfähigkeit der Kirche längst nicht so klein ist, wie das Lehramt glauben machen möchte und liefert damit wichtige Argumente für die Diskussionen um Weihe und Jurisdiktion von Frauen in der römisch-katholischen Kirche.
Röttger, Sarah | Geschäftsführung der Katholisch-Theologischen Fakultät |