KI-gestützte Gesichtserkennung täuschen — Keine Chance für Dysgnathie-Operationen, aber Lächeln hilft.

Stamm, Thomas; Kanemeier, Moritz; Schmid, Jonas; Kleinheinz, Johannes; Middelberg, Claudius; Hohoff, Ariane

Zusammenfassung

Einleitung: Die Frage nach dem Ausmaß der Veränderung durch orthognathe Chirurgie ist für viele Patient*innen relevant, ein objektives Maß für diese Veränderung ist jedoch schwierig zu definieren. Ziel:Diese Studie untersucht, inwieweit KI(künstliche Intelligenz)-gestützte Gesichtserkennnung durch die kieferorthopädische Vorbehandlung und orthognathe Chrirugie beinflusst wird. Methode: Aus 2286 Chirurgie-Patienten wurden anhand von Ein- und Ausschlusskriterien 616 Patient*innen mit mono- und bignathen Operationen ausgewäht, von denen sowohl lächelnde als auch neutrale Portraitfotos vor kieferorthopädischer Therapie (t0), nach KFO-Vorbehandlung (t1) und nach Dysgnathie-OP (t2) verfügbar sind. Als zu untersuchende KI wurde OpenFace verwendet, das auf der FaceNet-Architektur basiert. Ergebnisse: Anhand von 3696 Fotos detektierte OpenFace nicht nur Dysgnathie-Operationen (t1-t2), sondern auch Veränderungen durch kieferorthopädische Vorbehandlungen (t0-t1). Insgesamt waren die Erkennungsparameter bei der Klasse III größer (zuversichtlicher) als bei der Klasse II (p<0,05) und bei der Klasse I (p<0,05). Männer sind einfacher zu erkennen als Frauen (p<0,01), dies ändert sich jedoch mit dem Lächeln (p>0,05). Nur 10 von 616 Patient*innen wurden nicht erkannt. Bei 8 dieser 10 Patient*innen war das Lächeln ausschlaggebend für die Nichterkennung. Schlussfolgerung: Gesichtsveränderungen nach kieferorthopädischer Therapie und orthognather Chrirugie sind weniger dramatisch als von vielen Patient*innen befürchtet. Das Risiko für psychosoziale Probleme durch Gesichtsveränderung ist daher als gering einzuschätzen. Lächeln verändert das Gesicht gleich starkwie kieferorthopädische Therapie und orthognathe Chrirugie – zumindest für eine KI.