Guirgis, Fady
Sonstige wissenschaftliche VeröffentlichungDer Wertewandel und die Wertetransmission wurden in den letzten Jahren in vielen Wissenschaften zunehmend unter die Lupe genommen. Dies wurde allerdings im Zusammenhang mit der Zwangsmigration nicht ausreichend behandelt bzw. es liegen kaum empirische Studien diesbezüglich vor. Methodik: Durch ein Mix-Methods-Design wird an einer Stichprobe (bundesweit) von N = 746 aus Schlesien Vertriebenen und ihren Nachkommen ihre Wertetypen untersucht. Das Hauptmessinstrument dabei ist der Fragebogen „Portraits Value Questionnaire“ (PVQ-21). Mithilfe des ESS-Datensatzes konnte die Werteorientierung der Befragten mit der Gesamtbevölkerung in Deutschland verglichen werden. Zudem wurde durch qualitative Daten der mögliche Einfluss auf die Entstehung der Wertetypen bei den Vertriebenen sowie auf die Werteweitergabe bei der zweiten und dritten Generation erforscht. Ergebnisse: Vertriebene weisen höhere Werte an Tradition, Konformität, Leistung, Stimulation und Universalismus auf als die gleichaltrige Gesamtbevölkerung in Deutschland. Insgesamt zeigen die vertriebenen Familien (drei Generationen) einen überdurchschnittlichen Universalismus, wohingegen der Wertetyp Hedonismus bei ihnen unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Schlussfolgerung: Die Vertreibungserfahrung scheint eine besonders starke Rolle in Bezug auf die Werteorientierung der Vertriebenen selbst zu spielen. Während Werte Konformität und Leistung zur Steigerung der sozialen Anerkennung dienen und als Schutzstrategie gegen Diskriminierung im Aufnahmeland gelten, hängt die Signifikanz der Wertetypen Tradition und Universalismus mit dem Heimatsverlust zusammen.
| Guirgis, Fady Halim Helmy | Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters (Prof. Hechler) |