Hennig, Linda E.
Übersichtsartikel (Buchbeitrag) | Peer reviewedDer soziologische Beitrag behandelt die Relevanz und Wirkungen muslimischer Religionszugehörigkeit und Praxis sowie weiblicher Geschlechterrollen im Arbeits- und Berufsleben. Im Fokus steht die zweite Generation von Musliminnen, die aus der Gastarbeit im Kontext des Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg und der schrittweisen Verstetigung der Migration nach dem Anwerbestopp (1973) hervorgegangen sind. Dargestellt werden die Rahmenbedingungen für die Arbeitsmarktintegration und die sich seit den 2000er Jahren zuspitzenden Islam-Diskurse in europäischen Einwanderungsgesellschaften. Es wird die These entfaltet, dass die in den Diskursen reproduzierten geschlechtsspezifischen Stereotype und die damit verbundenen Zuschreibungspraktiken auch am Arbeitsplatz relevant werden und zu einem Vereinbarkeitsproblem von muslimischer Religion und der Berufstätigkeit von Frauen beitragen. Die These wird mit einer Betrachtung der wirtschaftlichen Beteiligung von Frauen in muslimischen Ländern historisch und gegenwärtig plausibilisiert. Der Beitrag fokussiert die Ebene der individuellen Lebensführung und berücksichtigt zugleich deren Verschränkung mit gesellschaftlichen Strukturen und Diskursen. Als soziologische Forschungsperspektiven auf die individuelle Lebensführung werden klassische und aktuelle religionssoziologische sowie arbeits- und ungleichheitssoziologische Ansätze vorgestellt. Der empirische Teil basiert auf einer soziologischen Fallstudie zur Problematik, wie muslimische Frauen in Deutschland (und vergleichend in Frankreich) lebenspraktisch Religiosität und Berufstätigkeit miteinander vereinbaren. Dabei werden drei Vereinbarkeitsmuster aufgezeigt: flexible Sphärengrenzen, Sphärenfusion und Sphärenseparation.
| Hennig, Linda | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |