Weiterbildungswahlkompetenz – Exploration eines Konstrukts zur Erklärung und Förderung individueller Weiterbildungsbeteiligung

Stanik, Tim; Wilhelm, Joshua

Zusammenfassung

Die Teilnahmeselektivität an (non-)formaler Weiterbildung ist nach wie vor hoch und seit Dekaden ein zentrales Thema der Weiterbildungsforschung, da hiermit auch Fragen der Bildungsgerechtigkeit verbunden sind. Die Weiterbildungsforschung nähert sich dem Phänomen mit Hilfe unterschiedlicher Zugänge. Zu nennen sind u. a. strukturalistische Zugänge, die Effekte der Soziodemografie, des Sozialraums oder der Milieuzugehörigkeit auf die Weiterbildungsentscheidung untersuchen, subjektorientierte Zugänge, die u.a. Effekte der Lernerfahrungen oder der Emotionen beleuchten und rational-entscheidungstheoretische Zugänge, bei denen u.a. die individuelle Kosten-Nutzen-Analyse von Weiterbildungen im Fokus der Forschung steht. Auch finden sich Analysen, in denen mehrere dieser Zugänge verbunden werden, wie z.B. bei der Interessensforschung und dem Klassismusdiskurs. Der Beitrag stellt mit dem Konstrukt der Weiterbildungswahlkompetenz einen weiteren Zugang zur Diskussion, um empirisch zu klären, warum Personen widererwartend (nicht) an Weiterbildung teilnehmen. Auf der Basis einer qualitativen Expert*innenbefragung wird exploriert, welche Kompetenzfacetten Weiterbildungsinteressierte als Ressource für ihre Entscheidungen einer begründete (Nicht-)Teilnahme an Weiterbildung benötigen. Aus Sicht der Befragten, sind neben der Motivation zur Weiterbildung und dem Wissen über das Weiterbildungssystem auch das Wissen über das jeweilige weiterbildungsbezogene Selbstkonzept sowie weiterbildungsbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen relevante Facetten. Mit einem solchen kompetenztheoretischen Zugang ließe sich Weiterbildungswahlkompetenz und deren Teilfacetten fördern, um Disparitäten der Weiterbildungsbeteiligung auf mikrodidaktischer Ebene begegnen zu können.