Hennig, Linda; Gärtner, Christel
Forschungsartikel (Buchbeitrag) | Peer reviewedDie Stoßrichtung des Beitrags ergibt sich aus zwei theoretischen Annahmen: Zum einen berücksichtigen wir bei der Analyse der Weitergabe von Religion, abgeleitet aus einem doppelten Generationenbegriff, familiäre wie gesellschaftliche Bedingungen gleichermaßen; zum anderen betrachten wir differenzierungstheoretisch die Sphären Religion und Wirtschaft als eigenlogisch geordnet, gleichwohl wechselseitige Bezüge möglich sind. Daraus entwickeln wir die These einer deutlichen Transformation von Religion und Werten im Generationenverlauf. Anhand einer Fallrekonstruktion einer freikirchlichen Familie über drei Generationen arbeiten wir die Kontinuitäten und Diskontinuitäten und die dafür maßgeblichen Bedingungen heraus. Bis zur Generation der Großeltern war eine unternehmerische Tradition eng mit dem evangelikalen Glauben verbunden. Die religiös begründeten Werthaltungen stehen in einem Passungsverhältnis zur Gesellschaft, sodass Unternehmertum und freikirchliches Bekenntnis sich wechselseitig stützen. Mit der Generation der Eltern transformieren sich Religiosität, Erziehung und Beruf unter dem Druck einer sich liberalisierenden Gesellschaft, in der religiöse Lebensentwürfe zunehmend begründungspflichtig werden. Die begonnene Öffnung aus dem geschlossenen freikirchlichen Milieu zur Gesellschaft setzt sich in der dritten Generation fort und durch. Diese überführt die Religiosität in eine gesellschaftlich anschlussfähige Form, indem sie sie individuell und authentisch begründet und aus dem Glauben eine gesellschaftliche Verantwortung ableitet.
Gärtner, Christel | Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation |
Hennig, Linda | Centrum für Religion und Moderne (CRM) |