EXC 2060 X0-00 - Eine fragmentarisch erhaltene Haggadah für Sefardische Flüchtlinge aus Istanbul (ca. 1505) – ein Rekonstruktionsversuch

Grunddaten zu diesem Projekt

Art des ProjektesTeilprojekt in DFG-Verbund koordiniert an der Universität Münster
Laufzeit an der Universität Münster01.10.2024 - 31.12.2025 | 1. Förderperiode

Beschreibung

Die erste gedruckte Haggadah (Liturgie für das Pesachfest) mit Illustrationen erschien ca. 1505 in der Druckerei der Brüder David und Samuel ibn Nahmias in Istanbul. Sie ist in 39 Papierfragmenten aus der Genizah in Cairo auf uns gekommen und wurde ihres fragmentarischen Zustandes wegen von der bisherigen Forschung nur am Rande berücksichtigt. Allerdings ist sie sowohl als frühes Zeugnis des hebräischen Frühdrucks als auch als erste gedruckte Haggadah mit Bildern von maßgeblicher buchhistorischer Bedeutung. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden diese Bilder bereits 1492 in Neapel, wo die Brüder ibn Nahmias nach ihrer Vertreibung aus Spanien gelandet waren, in der christlichen Werkstatt des Francesco del Tuppo in Auftrag gegeben. Die politischen Umstände allerdings zwangen die Brüder nach Istanbul zu ziehen, wo das Buch erst 1505 gedruckt werden konnte. Vorarbeiten in Vorbereitung auf diesen Antrag ergaben, dass die Haggadah in zwei Auflagen gedruckt worden sein musste (wahrscheinlich 1505 und 1514). 14 (besser erhaltene) Fragmente stammen von der ersten Auflage, während 25 andere (wesentlich schlechter erhaltene) Fragmente zur zweiten Edition gehört haben müssen. Ausstattung und Bildprogramm weisen darauf hin, dass das Buch von der Sefardischen intellektuellen Elite als eines von mehreren Buchprojekten konzipiert wurde, die den 1492 aus Spanien vertriebenen jüdischen Flüchtlingen helfen sollten, die mit der Vertreibung verbunden traumatischen Ereignisse zu überwinden und neue, rituell gut funktionierende Gemeinden zu errichten. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Rekonstruktion beider Auflagen der Haggadah. Während der Zustand der Fragmente der zweiten Auflage (als kleine Papierteile) nur eine teilweise Rekonstruktion ermöglicht, existiert die erste Auflage aus einigen fast vollständigen Blättern, darunter auch zwei Doppelblättern, die eine wesentlich vollständigere Rekonstruktion der Lagen und somit großer Teile des Buches zulassen. Als Methode für dieses Vorhaben bietet sich eine kodikologische Vorgangsweise an. Diese Methode wurde ursprünglich zur Erforschung von Handschriften entwickelt, kann aber unter bestimmten Voraussetzungen auch auf den Frühdruck angewendet werden. Die besser erhaltenen Fragmente ermöglichen die Beobachtung von Daten zum layout der Seiten sowie dem Ausmaß der Textportionen auf den einzelnen Seiten und deren Umfang. Somit können zunächst die fehlenden Textteile ermittelt und als zu rekonstruierende Textbausteine festgelegt werden. Dies muss unter Berücksichtigung der Holzschnittillustrationen erfolgen und der Möglichkeit, dass sich nicht alle Illustrationen erhalten haben.

StichwörterReligion und Politik
FörderkennzeichenEXC 2060/1
Mittelgeber / Förderformat
  • DFG - Exzellenzcluster (EXC)

Projektleitung der Universität Münster

Kogman-Appel, Katrin
Professur für Jüdische Studien (Prof. Kogman-Appel)
Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation

Antragsteller*innen der Universität Münster

Kogman-Appel, Katrin
Professur für Jüdische Studien (Prof. Kogman-Appel)
Exzellenzcluster 2060 - Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation