Großbritannien hat sich in den letzten zweihundert Jahren mehrmals tiefgreifend gewandelt; zunächst von einer agrarisch-feudalen zu einer Industriegesellschaft und dann, in letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, zu einer spätmodernen Dienstleistungsgesellschaft. Mit diesen Veränderungen gingen folgenschwere räumliche Entwicklungen einher: Verstädterung, Suburbanisierung, das Anwachsen sozialräumlicher Disparitäten sowie die Ausbreitung neuer Verkehrssysteme (Kanäle, Eisenbahn, Straßen für den PKW und Flughäfen). Dieser soziale und räumliche Wandel hat die politischen Akteure immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, auf die sie häufig nicht oder nur schlecht vorbereitet waren. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden ab dem 19. Jahrhundert Formen und Instrumente der politischen Steuerung weiterentwickelt bzw. neu erdacht. Parallel zu den gesellschaftlichen Veränderungen vollzogen sich auch in den Handlungsorientierungen des Staates, die diesen Entwicklungen zugrundeliegen, mehrfache Umschwünge: von einer allmählichen Lockerung der ausgeprägten Laissez-faire-Haltung im 19. Jahrhundert über eine starke interventionistische, sozialstaatliche Haltung in der Nachkriegszeit bis hin zu einer energisch betriebenen Politik des starken Staates und einer „free economy" ab den späten 1970er Jahren. In dem Projekt werden zwei zentrale raumbezogene Politikfelder und die ihnen zugrundeliegenden Handlungsorientierungen der staatlichen Akteure von ihren Anfängen (im 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert) bis in die Gegenwart analysiert.
Wood, Gerald | Professur für Geographie/Anthropogeographie mit dem Schwerpunkt Geographische Stadtforschung (Prof. Wood) |