Ziel dieses Projektes ist die Optimierung der objektiven Hördiagnostik bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern und Einführung eines AABR-basierten universellen Neugeborenen-Hörscreenings (UNHS) in Westfalen-Lippe Seit 2003 führen wir Hirnstammaudiometrien im Melatonin-induzierten Schlaf ohne die Risiken einer Sedierung durch. Bei 86,7% gelang eine Klick-BERA, bei 74,2% im Anschluss eine Notched-Noise-BERA. Bei Kindern bis 1 Jahr schlugen 4%, bei Kindern über 3 Jahre 25% der Untersuchungen fehl. Das Verfahren wird von den Eltern gut angenommen und beschleunigt die Diagnostik von Hörstörungen. Die Anzahl der Vollnarkosen für Hirnstammaudiometrien konnte um über 80% reduziert werden. Mit dem Cochlea-Scan (Fischer-Zoth) steht ein Gerät für die Hörschwellenschätzung anhand von DPOAE-Wachstumsfunktionen zur Verfügung. Die Anwendung wurde bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern untersucht. Trotz unerwarteter Variation der Schwellen mit der Frequenz ist das Cochlea-Scan zur Hörschwellenschätzung geeignet. Allerdings können Mittelohrpathologien das Ergebnis beeinflussen, nur Hörverluste bis 50 dB bestimmt und suprakochleäre Schäden nicht ausgeschlossen werden. Auditorische Neuropathien (AN) umfassen Hörstörungen durch Beeinträchtigung der inneren Haarzellen, der Synapsen oder des Hörnerven. Das Spektrum in der Tonaudiometrie reicht von einer fehlenden Hörschwelle bis zur Angabe einer Normakusis. Die Modifikation der Hirnstammaudiometrie (BERA) soll die nicht-invasive Diagnose einer AN ermöglichen und Hinweise für eine audiologische Subtypisierung geben: Durch konstante Sog- oder Druck-Impulsgabe, Reduktion der Click-Rate sowie Chirp-Stimulation ist eine bessere Synchronisation denkbar. Bisherige Ergebnisse zeigen dies nicht. Bei einer Mehrzahl der Patienten sind unabhängig vom Stimulus Reizantwortmuster bei Lautstärken unterhalb der tonaudiometrischen Hörschwelle zu erkennen, bei höheren Lautstärken hingegen nicht. Dies könnte ein Charakteristikum der AN sein. Das universelle Neugeborenenhörscreening (UNHS) ist ein Verbundprojekt der 21 für das Follow-Upzuständigen Phoniater und Pädaudiologen in Westfalen-Lippe mit der Trackingzentrale an der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie. Am 30.4.2008 nahmen 24 Kliniken mit einer Jahresgeburtenzahl von ca. 23000 teil. In 40 Schulungen wurden 157 Personen für die Durchführung des Hörscreenings zertifiziert. Die ersten 6 Monate zeigen eine kontinuierliche Verbesserung der Ergebnisqualität. Die durchschnittliche Passrate beträgt bislang 95,6%. Die Ergebnisqualität differiert sehr und erscheint unabhängig von der eingesetzten Screeningmethode. Kontinuierliches Qualitätsmanagement ist von ausschlaggebender Bedeutung. Durch das UNHS steigt die Inanspruchnahme von pädaudiologischer Konfirmationsdiagnostik. Bei 146 von 201 am UKM wegen Ausschluß einer Hörstörung vorgestellten Kindern (72,6%) des Jahrgangs 2007 wurde mittels Screening-BERA (35dB) eine relevante Schwerhörigkeit ausgeschlossen, bei 36 (17,9%) Kindern eine diagnostische Schwellen-BERA durchgeführt. 75% dieser waren hörgerätepflichtig schwerhörig. Nur 50% zeigten bei Erstuntersuchung unauffällige TEOAE. Pathologische Mittelohrbefunde wurden mit zunehmendem Alter häufiger. Lange diagnostische Verläufe zeigten sich bei Mehrfachbehinderungen und kraniofazialen Fehlbildungen. Das Erstvorstellungsalter ist zu senken, die Zeit bis zur diagnostischen BERA zu verkürzen, auch aufgrund der Zunahme auffälliger Mittelohrbefunde im Verlauf.
Zehnhoff-Dinnesen, Antoinette | Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie |
Deuster, Dirk | Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie |
Knief, Arne | Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie |
Matulat, Peter | Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie |
Schmidt, Claus-Michael | Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie |